Von Niedrigwasserzeiten, Dürreperioden und den Folgen am Rhein

Lange Trockenperioden lassen den Rheinwasserpegel stetig sinken, am Morgen des 2. Juli 2003 lag er in Mannheim bei nur noch 1,89 Meter. Bei Altrip zeigten sich die großen Steine der Buhnen im Rheinstrom, etwa gegenüber dem Horrenbau und der Dohl, der das Altwasser der „Klamm” normalerweise mit dem Rhein verbindet. Mehr noch: Im Gemeindewald an der Klamm fielen bereits massenweise die Blätter der Pappeln. Selbst die nahe am Ufer stehenden Pappeln litten als Flachwurzler unter Wassermangel.

Ausgesprochene Niedrigwasserzeiten (unter 1,80 Meter) gab es im vergangenen Jahrhundert ausschließlich in den sechs Monaten von Oktober bis März. Extremwerte wurden jeweils am oder um den „Nikolaus” der Jahre 1954 mit 0,89 Meter, 1961/62 mit je 0,93 Meter gemessen.

In früheren Jahrhunderten bedeutete Trockenheit zugleich auch Hunger und Elend. Schiffer und Flößer drohte Gefahr durch die vielen Untiefen, bei niedrigem Wassserstand gingen auch die Fische nicht mehr so oft ins Netz, sondern verkrochen sich unter den Steinen im Strom oder gingen in Tümpeln an Sauerstoffmangel ein.

Die ohnehin dünnen Ähren des damaligen Getreides vertrockneten auf dem Halm, zumal die Bauern ihre Felder nur unzulänglich mit Jauchefässern bewässern konnten, die sie mit Rheinwasser füllten. Die wenigen privaten und besonders die zwei öffentlichen Brunnenlagen lagen oft wochenlang trocken. Die Wege zum Wasserschöpfen im Rhein wurden immer länger.

Bei den vielen Scheunenbränden, etwa durch die Selbstentzündung von Heu, gab es daher in der Regel Totalschäden. Heustocksonden, die eine Gefahr hätten anzeigen können, gab es auch noch nicht. Kam es bei der Dürre zu Bränden, etwa auch durch Blitzschlag, so wurde die gesamte Bevölkerung mittels „Polizeiläuten” mobilisiert. Zum Polizeiläuten bediente sich die Gemeinde der Kirchenglocken, wofür sie auch eine Miete zahlte und einen „Glöckner” unterhielt.

Heutzutage wird entlang des Rheinstroms zumeist nur von den Hochwassergefahren gesprochen. In früheren Jahrhunderten wurden die Menschen hier jedoch sowohl von Hoch- als auch von Niedrigwasser „geschlagen”. Der in vielen Mäandern (Flussarme) zerfaserte Rheinstrom floss nur selten friedlich-träge der Ebene zu.

Vor der Schiffbarmachung hatte er keinen großen „Tiefgang”. So ist es auch zu erklären, dass er 1303, gar völlig austrocknete.

(W. Schneider | 2003)

Fast ausgetrocknet: Hungersteine am Altrhein beim "Karpfen"

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