Vom Fußballsport weltweit und in Altrip

2004 war für den Fußballsport ein Jahr zahlreicher Jubiläen. 100 Jahre zuvor wurde am 21. Mai der Fußballweltverband (FIFA) gegründet, dem Deutschland 1905 und England 1906 beitrat und 1954, also genau 50 später, gründete sich der Europäische Verbandes (UEFA). Bereits im Jahr 1874 bildete der Gymnasialprofessor Konrad Koch in Braunschweig die erste deutsche (Schüler-)Fußballmannschaft und gab die ersten deutschsprachigen Fußballregeln heraus.

Und schließlich errang Deutschland vor 1954 in Bern und dann 20 Jahre später in München zum zweiten Mal die Fußball-Weltmeisterschaft. Grund genug, um auf heimische „Spurensuche” zu gehen.

In der ältesten Landkreisgemeinde, in Altrip, reichen die Anfänge des vereinsmäßig betriebenen Fußballsports bis zum Jahr 1901 zurück. Damals kickte der „FC Bavaria” auf der Gänsewiese vor dem Rheindamm, dem Festplatz der Gemeinde. Zwei Fußballclubs gab es in Altrip, als 1904, die bis dahin geltende Bestimmung, dass die Hosen der Spieler über die Knie reichen müssen, aufgehoben wurde.

Allerdings waren die beiden Vereine noch nicht dem Deutschen Fußballverband angeschlossen. Was nicht ungewöhnlich war, denn im gesamten damaligen Reichsgebiet gehörten nur 194 Vereine mit 9317 Mitgliedern dem Fußballverband an.

Vor dem Ersten Weltkrieg wurde in dem 1800-Seelen-Dorf Altrip in den Fußballclubs von Bavaria, Teutonia, Olivia und Viktoria sowie im Turnverein „Frei Heil” und dem Turnverein 1906 Fußball gespielt. Daran konnte weder eine Schrift, die gegen die „Fußlümmelei” wetterte, noch die Geißelung als „undeutschen”, aus England kommenden, Sport etwas ändern.

Allerdings hatten die Vereine stets Probleme, genügend Akteure für Spiele zu finden. Deshalb wurden die „Sechserspiele” eingeführt, bei denen eine Mannschaft aus fünf Feldspielern und dem Torwart bestand. Die Spielzeit betrug zweimal 30 Minuten und die Spielfeld-Größe variierte je nach Fußballclub sehr stark.

Das Vereinslogo des "Turn- und Sportvereins Altrip" (TuS Altrip),
früher und heute.
So kickten beispielsweise auf der „Unterplatte” am Rheindamm die sogenannten „Freien” auf einem Feld von 45 Metern Breite und 90 Metern Länge. Ein Spiel konnte auch dann beginnen, wenn von einer Mannschaft nur vier Feldspieler antraten. Teutonia spielte sogar zeitweise auf einem Platz, auf dem auch einige Bäume standen, obwohl in den „Jenaer Regeln” schon seit 1896 Sträucher und Bäume auf den Spielfeldern verboten waren.

Um 1920 gab es für das Fußballspiel trotz der damaligen schlechten Wirtschaftslage einen rasanten Aufschwung. So wurden im Jahr 1929 nahezu 8000 Vereine mit fast einer Million Mitgliedern in Deutschland gezählt. In Altrip wurde in jener Zeit allerdings nur noch im Turn- und Sportverein (TuS) Fußball gespielt. Und so ist es auch bis heute geblieben.

Übrigens: Unsere Altvorderen verunglimpften den Fußballsport zu Unrecht als eine englische Unsitte, denn schon 2697 vor Christus kannte man in China das „Ts'uh-küh”, ein Spiel, bei dem der „Ball mit den Füßen gestoßen” wurde.

(Quelle: Wolfgang Schneider | 2004)
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