Zollgeschichten

Seit dem 13. Jahrhundert wurde das sogenannte „Ungeld” als eine indirekte Steuer auf Bier und Wein erhoben. Der Erheber und Einzieher dieser Steuer war der Ungelder, der in einer Zollstation residierte. In Altrip saß neben einem „Zoller”, der am Rheinübergang Zölle abkassierte, der Ungelder, der später auch als „Acciser” zusätzlich noch Umgelder von bestimmten Lebensmittel als direkte Steuern abschöpfte. So etwa das Bierkreuzergeld und das Branntweinumgeld.

Das Zollunwesen blühte. Bis zum 16. Jahrhundert gab es im Bezirk des Oberamtes Neustadt „nur” 22 Zollstationen, darunter Altrip. Doch 1665 waren es schon 29, vier Jahre später 32 und 1739 wurden gar 43 Zollstationen unterhalten. Nachdem Mitte des 18. Jahrhunderts bereits 48 Stationen bestanden, wurde aus organisatorischen Gründen eine Teilung in die Zollbereiterei Neustadt und Frankenthal mit je 24 Zollstöcken vorgenommen. Altrip gehörte der Zollbereiterei Frankenthal an. In der gesamten Kurpfalz gab es nicht weniger als 484 Zollstationen.

Als 49. Station des Neustadter Oberamts kam 1763 die auf dem Seckenheimer Ried, in einer Rheinschlinge unmittelbar oberhalb von Altrip gelegen, hinzu. Nachdem sich jedoch der Seckenheimer Riedschütz Adam Bruch, der auf dem „Riedhof” wohnte, weigerte, die Zölle und das Ungeld an den Altriper Ungelder abzuliefern, gab es Streit. Das Oberamt Neustadt drohte 1775 dem Riedschützen schriftlich einen Amtsreiter an, welcher „Ihn beym Kopffe ergreiffen und wegen seiner bezeigenden Widerspenstigkeit hinsetzen lassen werde.” Tatsächlich kamen auch Neustadter Amtsreiter mit „Prügel und Stöcken” und nahmen dem Riedschützen eine Kiste mit Kleidungsstücken und Weißzeug ab. Blamablerweise musste die Kiste jedoch auf Anordnung der Regierung wieder herausgerückt werden.

Mehr noch: in einem sich entwickelnden Rechtsstreit der beteiligten Oberämter musste schließlich am 14. Mai 1776 der Altriper Schultheiß (Bürgermeister) Barthel Schweikert bezeugen, dass das Seckenheimer Ried noch nie der Finanzhoheit des Oberamts Neustadt unterstand.

Das Altriper Dorfgericht musste dies ebenfalls zugeben. Jahrelang bleib daraufhin das von Neustadt errichtete Zollhaus leer und die kurfürstliche Finanzverwaltung hatte letztlich den Schaden.

Die Altriper, die sich mehr schlecht als recht über viele Jahrhunderte mit Fischfang über Wasser hielten, waren auch Meister im Schleichhandel und im organisierten Schmuggel. In jedem Haus gab es mindestens einen Fischernachen und im Unterholz am Rheinstrom lagen Kähne, die nicht nur im Schutze der Dunkelheit für illegale, letztendlich lebensnotwendige, Fahrten eingesetzt wurden.

(W. Schneider | 2004)
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