Früher ein harter und anstrengender Beruf

Der Beruf des Fährmanns war früher ein sehr harter Beruf. Bis zum Aufkommen der Gierfähren, die in der Strommitte an einem 400 Meter langen Seil verankert waren und durch die Kraft des fließenden Wassers bewegt wurden, mussten die Fähren, so genannte „Nähen”, gerudert werden.

Der Fährmann, damals Ferge genannt, war Wind und Wetter ausgesetzt und schaffte es oft nur schwer, punktgenau über den Rhein zu setzen, da ihm die Strömung sehr viel Kraft abverlangte. 1909 baute der Altriper Bürgermeister Michael Baumann die Fähre auch für den Fuhrwerks- und Wagenverkehr um. Allerdings war für beladene Fuhrwerke an den steilen Auf- und Abfahrten ein „Vorspann” durch Zugtiere notwendig.

Doch das Leben der Fährleute wurde auch noch von anderer Seite erschwert. Überliefert ist, dass 1909 der 18-jährige Neckarauer Philipp Josef Bradneck in der Altriper Römerstraße die 17-jährige Elisabetha Schneider poussierte. Dieser Vorgang wäre eigentlich nicht erwähnenswert, denn Liebschaften über den Rhein hinweg gab es schon seit Jahrhunderten.

Doch Josef Bradneck war ein ganz besonderer Bursche. Wenn er an die Fähre kam, so war dies zumeist außerhalb der üblichen Überfahrtszeiten. Bradneck band dann einfach die „angemährte” (Anmerkung: alter Ausdruck für angebundene Fähre) los und kurbelte sie in Gierstellung und setzte so kostenlos über den Fluss. Am anderen Ufer kurbelte er flugs wieder in die entgegengesetzte Richtung und sprang dann mit einem Satz ans Ufer. Nun fuhr die Fähre herrenlos an ihre ursprüngliche Ausgangsstellung zurück. Oftmals reichte die Kurbelei nicht zur Stromüberquerung aus, so dass die Fähre in einem Abstand zum Ufer stehen blieb.

Die Fährleute mussten dann mit einem Nachen erst wieder die Fähre an Land holen. Wem sie dies zu verdanken hatten, ahnten die Fergen, doch zu einer Anzeige beim Königlichen Bezirksamt kam es nie, denn sie ertappten den Täter nie auf frischer Tat. Der Seppl kam zwar oft, aber stets an unterschiedlichen Tagen und zu unterschiedlichen Zeiten. Aus der späteren Ehe des Täters gingen übrigens elf Kinder hervor.

(W. Schneider | 2004)
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