Als Lehrer noch Stuben fegten

Ein Blick in die aktuelle Pisa-Studie verrät, dass Lehrer hierzulande vergleichsweise gut verdienen. Ein Blick in die Vergangenheit verrät, dass dem gegenüber in früheren Jahrhunderten ganz zutreffend vom armen Dorfschullehrer gesprochen wurde.

Die Bezahlung war äußerst bescheiden, so dass oft eine andere Berufstätigkeit zusätzlich notwendig war. Auch an der regelrechten „Überwachung“ des Privatlebens durch Geistliche und die mannigfach verlangten Sonderdienste lasteten schwer auf den Lehrern. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurden Lehrer noch Schuldiener genannt, während heutzutage damit eher die Hausmeister gemeint sind.

Als Lehrer noch Stuben fegtenSo ist die Meldung des Altriper Schuldieners Simon Bachmann aus dem Jahr 1683 an die Kirchenleitung höchst aufschlussreich. Danach erhielt er jährlich 24 Gulden von der Gemeinde sowie vom Domstift in Speyer zehn Malter und vier Simmern Korn sowie zwei Gulden für das Glockenläuten. Auch durfte er das übliche Schulgeld erheben. Doch nur die wenigen Begüterten mussten die Normaltaxe zahlen, die „Minder bemittelten“ zahlten die Hälfte und die Armen, und das waren in Altrip die meisten, waren schulgeldfrei.

Zu den Aufgaben des Schuldieners gehörte Schreiben, Lesen, Rechnen und ganz besonders das Singen sowie der Religionsunterricht. Er hatte die Schulstube zu heizen und zu fegen, die Kirchenglocken zu läuten, bei den Gottesdiensten vorzusingen, bei Beerdigungen den Pfarrer mit seinen Schulkindern abzuholen und zum Trauerhaus zu geleiten, während des Ganges zum Friedhof und auf dem Friedhof mit den Kindern geistliche Lieder zu singen, bei Hochzeiten und Kindstaufen mit Gesang die Feier zu verschönen und zum Schluss die Kirche auch noch auszufegen und bei Bedarf zu heizen. Das Staubwischen, etwa am Altar, gehörte ebenfalls zu seinen Aufgaben. Vor seiner Anstellung wurde er vom Pfarrer und den Presbytern „geprüft“ und selbstverständlich musste er einen guten Leumund haben.

Auch ließ der Pfarrer sich sehr oft in der Schule sehen und kontrollierte dabei Schuldiener und Schüler. Denn das sittliche Verhalten des Lehrers und die Schuldisziplin hatten damals eine große Bedeutung. Im 18. Jahrhundert wurde es sogar möglich, Eltern wegen Nichterfüllender Schulpflicht ihrer Kinder zu bestrafen. Allerdings bestand lange Zeit nur ein Schulzwang für die Zeit von November bis Ostern, damit die Kinder in den Sommermonaten bei den Arbeiten auf den Feldern helfen konnten.

Später dann wurde aus den Schuldienern Schulmeister, was eine sehr honorige Bezeichnung war und nur heute mehr oder weniger sarkastisch gemeint ist. Doch auch damals gab es eine herabsetzende Äußerung, nämlich „Winkelschullehrer“. Damit war gemeint, dass diese Lehrkräfte nicht mit denen der Lateinschulen des 14. bis 16. Jahrhunderts vergleichbar seien.

Dass der Verdienst die Lehrer der damaligen Zeit nicht unbedingt in ihrem Beruf hielt, zeigt ein Beispiel aus Altrip. Um das Jahr 1720 legte der Schuldiener Philipp Thomas Götz sein Amt nieder, um nur noch fleißig die Nadel zu schwingen. Und dies, obwohl Schneider früher mit zu den ärmsten Handwerkern zählten. In den alten Urkunden der Gemeinde liest sich das so: „gewesener Schuldiener, jetzt Gemeinsmann und Schneider“.

(Quelle: Wolfgang Schneider | 2005)
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