Mit 250-PS-Dieselaggregat „schwarzem Gold” auf der Spur

Schon seit dem 15. Jahrhundert wurde im Oberrheingraben Erdöl gefördert, zu Beginn allerdings nur zu medizinischen Zwecken. Die erste Förderstelle in Merkwiller-Pechelbronn war die erste in ganz Europa. Im Jahr 1955 suchte man auch zwischen Altrip und Waldsee nach Öl.

Mit 250-PS-Dieselaggregat „schwarzem Gold” auf der Spur (Foto: Kortokraks)Das Spezialunternehmen Deilmann-Bergbau aus Bentheim bei Hannover unternahm an der Straße zwischen Altrip und Waldsee, 200 Meter vom Wasserwerk entfernt in Höhe des heutigen Fahrweges zur „Altrheinklause”, eine Aufschlussbohrung. Auf der Suche nach dem „schwarzen Gold” scheute das Unternehmen keine Mühen. Von einer 20.000-Volt-Überlandleitung wurde Strom abgezweigt und auf 3000 Volt transformiert. Ein 250-PS-Dieselaggregat trieb mit einem Elektromotor einen Bohrer in die Tiefe. Allein das Dieselaggregat wog zwölf Tonnen und wurde über Rollen abgeladen. Bald ragte ein Bohrturm mit der Bezeichnung „Altrip I” in die Landschaft.

Warum die Bohrstelle „Altrip I” genannt wurde, bleibt ein Rätsel. Bekannt ist lediglich, dass schon 1951 in Altrip sieben Bohrversuche mit Geräten liefen, die die einzelnen Erdschichten bis in eine Tiefe von 600 Metern hätten anzeigen können. Doch der Versuch, in Altrip wie in Waldsee, brachte keine erfolgversprechenden Ergebnisse. Auch das echte Gold des Rheines, das Rheingold, brachte den Altripern keinen Reichtum. Seit dem 17. Jahrhundert hatten Altriper Goldwäscher zwar Schlemmrechte bis nach Seltz im Elsass, doch um ein Gramm Gold zu gewinnen, mussten sie bis zu 150 Zentner Sand schlemmen. Und mit Beginn des Rheindurchstichs bei Altrip im Jahre 1865 nach den Plänen von Tulla, war selbst diese Schinderei nicht mehr lohnend.

Die Altriper versuchten daher rund 100 Jahre Lehm zu vergolden, indem sie sich als Backsteinmacher betätigten. 1951 stieg die Gemeinde mit der Verpachtung von Gelände für die Kies- und Sandgewinnung groß ins Geschäft mit dem „weißen Gold der Rheinniederung” ein. Von jeder geförderten Tonne flossen 48 Pfennig in die Gemeindekasse. Der Boom war nach einem Jahrzehnt vorbei. Auf der Altriper Halbinsel scheint nunmehr alles Verwertbare ausgebeutet. Lediglich der Goldschatz des Alberich, der der Sage nach von Siegfried im Rhein versenkt wurde, ist noch nicht geborgen...

(Wolfgang Schneider, 2005 | Foto: Kortokraks))
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