Eine Farm, ein Hofgut und ein Schweizer Dorf

„Alta ripa” gibt es an vielen Orten 

Das 1997 eingeweihte Bürgerhaus „Alta ripa” in Altrip ist mittlerweile zu einer guten Adresse für Hochzeits- und Geburtstagsfeiern sowie für Ausstellungen, Vorträge und Jazz-Frühschoppen geworden. Weit weniger bekannt ist hingegen, dass es im belgischen Oud-Turnhout ein „Alta Ripa II” gibt, das als imposantes schlossähnliches Hofgut inmitten eines fünf Hektar großen Waldstückes in der Nähe der Ausfahrt Nummer 25 der Autobahn Antwerpen-Eindhoven liegt. Dieses Alta Ripa ist seit mehr als 25 Jahren dank seiner Kochkunst in die Spitzenklasse von ganz Belgien aufgerückt. Ein Besuch der mit Antiquitäten ausgestatteten Salons und Säle und der schönen Gärten und Terrassen lohnt, denn die teilweise aus dem 17. Jahrhundert stammenden Baulichkeiten umfassen stolze 4000 Quadratmeter. Mehrzwecksäle sind für bis zu 2500 Teilnehmer vorhanden.

Apropos Veranstaltungen! In Hannover widmet sich die Musikgruppe „Musica Alta Ripa” insbesondere der alten Musik und tritt höchst erfolgreich im In- und Ausland auf. Hannover ist das Alta Ripa (hohes Ufer) an der Leine. Daher hat die Musikgruppe auch den lateinischen Namen angenommen. Josef-Hermann Lentz vom „Jungen Podium Altrip” kennt übrigens die Gruppe und hält es durchaus für möglich, sie einmal auch nach Altrip zu holen.

Zu verdanken sind diese Kenntnisse dem Altriper Franz Kraus, der, sofern er nicht gerade seinem Beruf als Maschinenbautechniker oder seiner Passion als Jäger im Pfälzerwald nachgeht und auch einmal nicht alten Münzen und Ansichtskarten nachjagt, Analogien zu Altrip aufspürt. Und so weiß er auch, dass an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald an der „Evangelischen Theologischen Fakultät” ein Dr. Michael Altripp über spätantike und byzantinische Malerei lehrt und dieser der Sohn des 1906 in Altrip als Friedrich Schlüßel geborenen und später als Alo Altripp berühmt gewordenen Vertreters der „Gegenstandslosen Malerei” ist. 1906 schrieb sich Altrip noch mit Doppel-P - daher der Künstlername.

Richtig spannend wird es gar, wenn Kraus einen Blick in die Geschichte wagt. So stieß er auf Agnes von Österreich (1154-1182), die mit Stephan III., König von Ungarn, verheiratet und von diesem schwanger war, als er starb. Agnes heiratete wenige Jahre später Herzog Hermann von Kärnten, doch auch dieser starb schon bald. Um aber ihrem Gatten eine Wohnung im (himmlischen) Sion zu verschaffen, stiftete sie neben einem Gut in Trahofen und Sacca auch ein Gut Alta Ripa mit fünf Bauernhöfen. Es ist anzunehmen, dass dieses Alta Ripa identisch ist mit dem gleichnamigen Ort, der auf der berühmten Peutingerschen Tafel (römische Straßenkarten) nach Pannonien, dem späteren Ungarn, vermerkt ist. Agnes starb übrigens knapp drei Monate nach ihren Schenkungen im Alter von erst 27 Jahren.

Wenn Franz Kraus oft zu mitternächtlicher Stunde im Internet „googelt”, findet er in der Tat die tollsten Sachen. So etwa, dass 1871 der 16-jährige Michael Baumann von Altrip nach Amerika auswanderte und 1921 gegenüber einem Neffen seine Adresse in Franklin mit „Altrip Stock Farm” angab. Baumann starb 1954 und seine Farm gibt es heute nicht mehr. Kraus fand jedoch Curt, Eva, Greg und George Baumann als Abkömmlinge und stieß auch auf Hinweise, dass das Leben von Michael Baumann durch Heuschreckenplagen, Dürren und Überflutungen gekennzeichnet war. Mit Benny und Clint Bowman fand er auch eine „amerikanische Baumannfamilie”, die ebenfalls eine Farm betreibt und Mitglied in der „Kansas-Gelbvieh-Association” ist.

Und auch dass sich die Bewohner von Hauterive, das in der Schweiz 500 Meter hoch zwischen Neuenburger See und dem Berg Chaumont liegt, Altaripiens/Altaripiennes nennen, fand Kraus heraus. Wohl ein Hinweis auf die alte Namenswurzel des Ortes, der 1257 Alta Ripa hieß. 1976 hielt sich in Hauterive (so heißt „Hohes Ufer” auf französisch) eine Altriper Reisegruppe der DLRG auf, ohne jedoch von Altaripiens Kenntnis zu erlangen. Offensichtlich lag es wohl daran, dass die Bewohner zu allermeist Französisch sprachen und schon gar nicht über sich selbst. Jedenfalls wird der „Krause-Franz” weiter auf Spurensuche gehen.

(Quelle: Wolfgang Schneider | 2005)
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