Der Altriper Karl-Martin Gensinger beendete 80-jährig am 30. Juni 2024 seine politische Laufbahn und blickte dabei auf insgesamt 50 Jahre im Altriper Gemeinderat zurück. Doch nicht nur im Altriper Rathaus engagierte sich Gensinger seit 1974 für die CDU, sondern auch im Kreistag des Rhein-Pfalz-Kreises, der damals noch Kreis Ludwigshafen heißt.
Ebenfalls 1974 übernahm das Multitalent den Altriper CDU-Ortsvereinsvorsitz und im selben Jahr wurde er auch Chef des Motorsportclubs (MSC) Altrip im ADAC, ein Amt auf das er sich seit 1968 als Revisor und später als Kassier vorbereitete.
Er schaffte es alle Speedway-Weltmeister zu „seinen“ Sandbahnrennen nach Altrip zu holen und beinahe hätte gar das dritte British-Rock-Meeting mit angepeilten 50.000 Besuchern in Altrip stattgefunden. Doch zwei Wochen vor dem geplanten Termin kam eine Absage, „aus unerfindlichen Gründen“, wie Gensinger betont. Am MSC lag es jedenfalls nicht!
Doch der Chef des „Altriper Ei“, so genannt wegen der Form der 702,5 Meter messenden Rennbahn, heimste dennoch viele Erfolge ein. So kamen etwa 1995 rund 10.000 Motorradfans zur German Bike Week des MC Bones mit ihren Kult-Motorrädern „Harley-Davidson“ auf das Gelände der „40 Morgen“ des MSC. Insgesamt fünfmal konnte Gensinger die German Bike Week in der Vereinsgeschichte verzeichnen.
Die internationalen Stars der Langbahnszene gaben sich in Altrip ein Stelldichein und jagten der von Gensinger geschaffenen Trophäe, dem „Goldenen Römer von Altrip“ nach. Auch für einen Fernsehkrimi stellte der Vereinschef die Sandbahnrennbahn zur Verfügung. Karl-Martin Gensinger stand 47 Jahre dem MSC vor und holte sich während dieser Zeit auch immer wieder Ideen von „auswärts“, so aus Bayern, aber auch aus England, Polen und der Tschechoslowakei, wo bei Rennen auch bis zu 100.000 Besucher kamen. „Leider ist so etwas n Deutschland undenkbar“, bedauert Gensinger.
Der selbständige Handelsvertreter für Preisauszeichnungsgeräte und Etiketten hat für den bei den Rennfahrern beliebten Riesling, den er „Altriper Kurvenkratzer“ taufte, das Etikett entworfen. Dass Gensinger den Riesling ausgewählt hatte, ist auch kein Zufall, sondern mit Bedacht gewählt, denn der Riesling ist die Königin der Reben in Deutschland.
Zu einem unverwechselbaren Markenzeichen machte er auf der Rennbahn auch Fernandez-Bergziegen und Schafe, die er als vierfüßige Rasenmäher einsetzte. Und um die Zuschauerzahlen zu erhöhen, verlegte er die Rennen von Pfingsten auf Fronleichnam, was er sich in Bayern abgeguckt hatte. Und das funktionierte auch. Stolz berichtet er, dass an Fronleichnam 1981 nahezu 10.000 Besucher kamen und die Veranstaltungen regelrechten Volksfestcharakter annahmen.
Wäre er nicht bei seinen Anhängern so beliebt gewesen, so hätte er sicher nicht die jeweils erforderlichen 300 bis 400 Helfer zusammen bekommen. Und seiner Beliebtheit ist sicher ebenso zuzuschreiben, dass er geraume Zeit Erster Beigeordneter in Altrip und Zweiter Beigeordneter in der Verbandsgemeinde Rheinauen war.
Er war im Verwaltungsrat der Sparkasse Vorderpfalz und stellvertretender Schiedsmann in Altrip. Kein Wunder, dass er auch entsprechend geehrt wurde. So erhielt er etwa die „Freiherr-vom-Stein-Medaille“ und die Landesehrennadel von Rheinland-Pfalz. Und klarerweise ist er auch Ehrenvorsitzender der Altriper CDU und des MSC Altrip.
Übrigens: Nachdem er einmal neben Helmut Kohl abgelichtet wurde, trug er den Beinamen „Der schwarze Riese“ …
(Wolfgang Schneider | 2024)