Das hellste Dorf Deutschlands

Bei ihrer Einweihung liefen im Jahr 1969 die Bundesliga-Spieler des 1. FC Kaiserslautern auf, 3000 Zuschauer wollten sie sehen: die 400 Lux starke Flutlichtanlage im Fußball-Stadion in Altrip. Der Turn- und Sportverein hatte mit einer der besten Beleuchtungsanlagen Deutschlands große Ziele. Heute dient die Lichtanlage nur noch als Handy-Mast...

In einer Rekordzeit von nur acht Tagen ließ der TuS damals die Flutlichtanlage für sein Fußball-Rasenstadion errichten. Möglich machte dies der Altriper Unternehmer Wolfgang Keller, der sich als Vorsitzender und Mäzen beim TuS 1906 engagierte. Die Anlage im Wert von einer viertel Million Mark gehörte neben der vom Betzenberg und einer in Offenbach zu den stärksten ihrer Art in Deutschland.

Doch vor der Premiere kam der Ärger. Die Anlage wurde sabotiert. Offensichtlich mit einem Beil wurden die Kabelstränge zu allen vier 28 Meter hohen Lichtmasten durchtrennt. Der Technische Leiter des Vereins, Gerhart Heid, setzte alles daran, dass die von einer Wiesbadener Firma gelieferte Flutlichtanlage bis zu den Einweihungsspielen doch noch im wahrsten Sinne des Wortes erstrahlte.

Mit Erfolg: Am 2. Dezember 1969 spielte zunächst die Altriper A1-Jugend gegen Eintracht Frankfurt. Höhepunkt des Abends war das Spiel der ersten Mannschaft des TuS gegen den 1. FC Kaiserslautern, der in Bundesligaaufstellung mit seinem Spielführer Atze Friedrich antrat. Trotz Schnee und Kälte kamen rund 3000 Zuschauer. Sie jubelten besonders dem Ehrengast Fritz Walter zu.

Die Altriper hatten zu jener Zeit zwölf Fußballmannschaften. Vorbild war der SV Alsenborn, der als Dorfverein an das Tor zur Bundesliga klopfte. Der TuS war Tabellenführer in der A-Klasse Vorderpfalz, Gruppe Mitte, und wurde von Hermann Jöckel trainiert, der 1949 Torwart der Meisterelf vom VfR Mannheim war. Bei nur rund 5300 Einwohnern hatte Altrip seit 1967 bereits ein Rasenstadion für 15.000 Zuschauer. Nach den Vorstellungen von Vereinsboss Wolfgang Keller sollten es aber schon bald 25.000 Zuschauerplätze werden.

Keller spekulierte darauf, dass so manche Elf aus dem "Oberhaus" unter der Woche ein Trainingsspiel in der Gemeinde austragen würde. Mehr noch: Für 1970 plante Keller den Bau eines Trainings-Camps mit Übernachtungsmöglichkeiten zwischen Dudenhofen und Harthausen. Dort sollten sich Altriper Spieler auf schwere Spiele vorbereiten können.

Doch mit der leistungsstarken Flutlichtanlage kamen auch schon bald Probleme. Rudi Hochlehnert, Vorsitzender von 1973 bis 1975, sagte: "Grund war wohl der nicht ganz betriebssichere Trafo. Sobald die Anlage eingeschaltet wurde, gab es in der Umgebung starke Stromschwankungen." Der Verein musste für 30.000 Mark eine neue Trafostation anschaffen.

Auch wenn insbesondere die Jugendarbeit von der Anlage profitierte, knabberte der Verein jahrelang an den Folgekosten. Mitte der 1980er Jahre wurde das Flutlicht endgültig "ausgeknipst". 

(W. Schneider | 2009)
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