Tulla, ein Engländer aus Essex und der Rhein

Der Rhein ist heute eine der wichtigsten Wasserstraßen Europas und eine der verkehrsreichen Wasserstraßen der Welt. Auf ihm werden viele Güter befördert, die ansonsten noch mehr die vorhandenen Straßen- und Bahnverbindungen in Nord-Süd-Richtung belasten würden. Es werden Industrieprodukte transportiert, z. B. LKWs aus Wörth und Traktoren aus Mannheim im Schubverband nach Rotterdam verschifft. Von dort aus werden sie nach Übersee exportiert. Auf Tankschiffen werden Rohstoffe wie Gas, Öl, Benzin und Chemikalien transportiert. Auch der Containerverkehr hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Schubverbände mit einer Länge von über 200 m sind keine Seltenheit mehr. Zusammenfassend kann man sagen: Große Transportgefäße transportieren große Gütermengen über weite Distanzen. Genau das macht die Rheinschifffahrt so ökologisch und kostengünstig.

Der Rhein, eine der wichtigsten Wasserstraßen Europas.Der Rhein, eine der wichtigsten Wasserstraßen Europas.

Wenn man am Ufer steht und den Rhein in seinem steinernen Bett betrachtet, kann man den Eindruck gewinnen, dass nun für alle Zeit die Regulierung des Stroms erledigt ist. Dem ist leider nicht so, wie mir eine Ingenieurin der Bundesanstalt für Wasserbau in Karlsruhe bei einer Anfrage mitteilte. Sie sagte folgendes: „Der Rhein gibt uns immer wieder neue Rätsel auf. Wir hätten u. a. in den 1970er Jahren eine dritte Staustufe bei Iffezheim bauen müssen". So werden immer wieder neue Strategien entwickelt, um auch in Zukunft den Schiffsverkehr zu gewährleisten und die Anlieger vor Gefahren zu schützen.

Auch bei Altrip wurden Veränderungen vorgenommen. Am Ufer ab dem Rheinkilometer 413,6 sind im Abstand von 100 m drei Poller zu sehen. Dort legten noch bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts Rheinschiffe an. Die Besatzung (Schiffsführer und Matrosen) gingen in die Wirtschaft, meist in die nächstgelegene „Krone". Die Frauen wurden in der Zeit zum einkaufen geschickt. War keine Frau an Bord, war der Schiffsjunge (im Schifferjargon Moses genannt) für die Verpflegung zuständig. Er war dann der „Schmelzer" (vergleichbar mit dem „Smutje" bei der Seeschifffahrt).

Edgar Alt, der Verfasser dieses Artikels, im Jahr 1965 an der Anlegestelle.Edgar Alt, der Verfasser dieses Artikels, im Jahr 1965 an der Anlegestelle.

Die Fotografie rechts zeigt den Verfasser dieses Artikels im Jahr 1965 an der Anlegestelle. Das Schiff ist die „GMS Gaschurn", ein sogenanntes ValSchiff, zuerst in Wien, ab 1971 in Basel angemeldet. Es wurde 1957 in Linz (Österreich) gebaut und auf dem Landweg nach Straßburg gefahren, wo man es zusammensetzte und auf dem Rhein in Dienst nahm. Es war 67 m lang, 7,50 m breit und hatte eine Tonnage von 706 t, nach heutigen Maßstäben ein Leichtgewicht. Angetrieben wurde es von einem Sulzer-Diesel mit 450 PS. Im Juli 1999 wurde das Schiff nach mehrmaligem Besitzerwechsel verschrottet. 

In den 1970er Jahren wurden ab dem Rheinkilometer 412,6 am Altriper Ufer Buhnen (Steinwälle im rechten Winkel zum Ufer) verlegt, sodass dann keine Anlegemöglichkeit mehr bestand. Im Übrigen stehen die Schiffsbesatzungen heute dermaßen unter Termindruck, dass solche Zwischenaufenthalte nicht mehr möglich sind. Heute werden nur noch die Häfen zum Be- und Entladen angelaufen. Die Fracht muss pünktlich abgeliefert werden, sonst gibt es künftig keine Aufträge mehr.

Früher waren viele Schiffe in Altrip angemeldet. Nachdem einige Jahre keine Anmeldungen zu verzeichnen waren, ist jetzt wieder das eine oder andere Schiff mit Sitz Altrip auf dem Rhein zusehen.

Der alte Landkreis Ludwigshafen, 2004 in Rhein-Pfalz-Kreis umbenanntDer alte Landkreis Ludwigshafen, 2004 in Rhein-Pfalz-Kreis umbenanntIm Unterschied zur Errichtung von Staustufen bleibt beim „flussregulierenden" Ausbau der Rhein ein frei fließender Fluss. Buhnen dienen dazu, bei Niedrigwasser das Wasser auf die Fahrrinne zu konzentrieren und dort anzuheben. Durch die hoch gehaltene Fließgeschwindigkeit wird das Geschiebe (Kies, Sand) in der Rinne weiter transportiert und kann sich nur in den Buhnenfeldern ablagern. Bei Hochwasser haben Buhnen einen bremsenden Effekt. Gleichzeitig werden die Wasserstände örtlich und in geringem Umfang (max. 15 cm) angehoben. Die Verzögerung der Hochwasserwelle hält das Hochwasser in den Altrheinarmen zurück und vermindert das Risiko gefährlicher Überlagerungen von Hochwasserwellen z. B. von Neckar und Rhein.

Der Rhein war zu allen Zeiten sowohl ein verbindendes als auch ein trennendes Element. Man denkt da an die Kurpfalz oder die Besetzung der Pfalz durch die Franzosen. Obwohl in unmittelbarer Nähe drei Landesgrenzen (Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz) zusammentreffen, sucht man doch wieder Gemeinsamkeiten in Politik und Wirtschaft. So wurde vor ein paar Jahren der Begriff „Metropolregion Rhein-Neckar" geprägt.

Die Rheinmitte von Neuburg an der französischen Grenze bis nach Bacharach im Norden markiert zu einem Großteil die östliche Landesgrenze von Rheinland-Pfalz. Drei Ausnahmen von dieser Linie sind an diesem Rheinabschnitt festzustellen. Eine finden wir im Norden von Mainz, die anderen beiden sind in der Pfalz vorhanden.

Der alte Landkreis Ludwigshafen (vor 1969) hatte nur über die Gemeinde Altrip Kontakt zum Rhein. Im Zuge der Verwaltungsreform 1969 kam im Süden der komplette Landkreis Speyer hinzu. Im Norden wurde der östliche Teil des früheren Landkreises Frankenthal eingegliedert. Die Gemeinde Ruchheim entschied sich für die Stadt Ludwigshafen und verließ 1974 den Landkreis. Da nun mehrere Gemeinden an den Rhein grenzen, wurde der Landkreis Ludwigshafen 2004 in „Rhein-Pfalz-Kreis" umbenannt.

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