Der Altriper Elektromeister Ludwig Hoffmann führte am 28. Mai 1953 in seinem Laden in der Friedrichstraße erstmals einen Fernsehapparat vor. Das Interesse der Altriper war zwar sehr groß, doch geschäftliche Abschlüsse gab es keine. Noch nicht einmal Hoffmann selbst legte sich den neumodischen Flimmerkasten zu. Gestellt wurde das bestaunte Gerät von Elektro-Kinzler aus Mannheim, mit dem Hoffmann zusammenarbeitete.

Wohnzimmer in den 1950er JahrenWohnzimmer in den 1950er JahrenDie Altriper waren aber sehr stolz, dass sie die technische Neuerung wenigstens einmal persönlich bestaunen konnten, denn das erste deutsche Nachkriegsfernsehen nahm erst knapp ein halbes Jahr zuvor, an Weihnachten 1952, seine Sendungen für rund 1000 Zuschauer auf. Gesendet wurde damals aus Hamburg und Köln. Zum ersten Jahrestag dieses Ereignisses wollte sich der Altriper Emil Hochlehnert den Luxus eines eigenen Fernsehers leisten. Bei Neckermann, so erinnert sich der Technik-Fan noch heute, gab es ein günstiges Angebot von wenigen Fernsehapparaten der Marke Körting. Hochlehnert griff zu, doch erst im Januar 1954 war er empfangsbereit.

Die Probleme eines Gerätebetriebs waren damals nicht gerade klein. So musste sich Hochlehnert erst noch einen Transformator beschaffen, denn das gemeindeeigene Stromnetz hatte zu jener Zeit überwiegend noch 110 Volt und die Fernsehapparate waren auf 220 Volt ausgelegt. Außerdem waren auch Stromschwankungen im Ortsnetz nahezu an der Tagesordnung. Und natürlich bedurfte es auch erst einmal einer Antenne. Aber zur Fußball-Weltmeisterschaft am 4. Juli 1954 herrschte bei Hochlehnert schon „Normalbetrieb” und sein Wohnzimmer war denn auch gut besetzt. Beim 3:2 gegen Ungarn war die Begeisterung – auch über die neue Technik – entsprechend groß. Und so war es auch am 16. Oktober 1954, als Uwe Seeler erstmals in der National-Elf spielte, die allerdings 1:3 gegen Frankreich verlor.

Die Kenntnis über den ersten privaten Fernsehbesitzer in Altrip verdanken wir dem damaligen „Briefgott” (Briefträger), der die „Tonrundfunkgebühren” bar einkassieren musste.

Zur Fußball-Weltmeisterschaft liefen im Ort übrigens drei Geräte mit einer 32er Bildröhre in Lokalitäten, die heute nur noch dem Namen nach bekannt sind: Im Park-Café, in der „Krone” und in der Wirtschaft „Zur Hoffnung”.

(W. Schneider | 2003)
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