Nach den Gemeindeakten und den Gemeinderechnungen hatte Altrip schon sehr früh ein Schulhaus. Planunterlagen des ersten Schul- und Gemeindehauses von Altrip beweisen dies. In diesem Plan von 1860 ist ein Schulhaus eingezeichnet, das dem damaligen Altbau weichen musste.

Es ist also erwiesen, dass das Schulgebäude vor 1860 zwei Klassenräume hatte, einen für die Reformierten und einen für die Katholiken. Damals wurden Sitzungen und Versteigerungen oder Versammlungen im Schulhaus abgehalten und der Schultheiß führte seine Amtsgeschäfte in seinem Wohnhaus und erhielt dafür eine kleine Entschädigung.

Schon in dem Inventarium, das der Gemeinderechnung von 1767 beigefügt ist, sind alle Gebäude der Gemeinde Altrip aufgezählt, u.a. die reformierte Kirche mit einer Glocke, eine kath. Schule und eine reformierte Schule sowie 64 Privathäuser und 21 Scheunen. Insgesamt waren damals 284 Personen in Altrip wohnhaft. Anschließend ist noch vermerkt, dass der Schultheiß (Burgermeister) mit dem Pfarrer der reformierten Kirche im Streit liegt, weil er das Schulhaus an sich zu bringen gedachte. Deshalb wurden die gerichtlichen Zusammenkünfte (Gemeinderatsitzungen) in des Schultheißen Haus gehalten.

Viel zu verwalten gab es ja auch zu dieser Zeit nicht. Der überwiegende Teil der Einwohner war Fischer, wie aus der Gemeinderechnung von 1769 zu ersehen ist. In der Schatzungsliste waren damals verzeichnet:

    • 33 Fischer,
    • 3 Wirte,
    • 2 Weber,
    • 1 Schneider,
    • 1 Maurer,
    • 2 Hirte und
    • 1 reformierter Schulmeister.

Versteigerungsprotokoll

Erst im Dezember 1858 war der Bezirksbauschaffner Wunster aus Speyer in Altrip, um den Platz für das neue Schul- und Gemeindehaus an der "Ecke der Hauptstraße" aufzunehmen. Nach der Planung, die dann 1860 vorgelegt wurde, soll das Gebäude auf dem Platz der bisherigen Schule errichtet werden. Das alte Schulhaus wurde abgerissen. Die Baumaterialien wurden versteigert. Das Bürgermeisteramt hat am 13. April 1860 in Waldsee, Neuhofen, Rheingönheim und Mundenheim durch die "Schelle" bekannt machen lassen, dass "am Montag, dem 16. dieses morgens 9 Uhr, in hiesiger Gemeinde sämtliche Baumaterialien von unserem Schulhaus losweise auf Credit bis Bartholomä versteigert wird, Stein, Bord, Holz, Ziegeln, Latte und dergleichen."

Nach dem Abriss wurde noch im gleichen Jahr gebaut. Das Schul- und Gemeindehaus wurde zweigeschossig errichtet. An das in der Mitte befindliche Treppenhaus gliederte sich im Erdgeschoss links ein Lehrsaal, rechts eine Holzremise, eine Feuerspritzenremise und ein Wachtzimmer mit Arrestlocal. Im Obergeschoss war links ein weiterer Lehrsaal, rechts ein Gemeinde- und Versteigerungssaal sowie ein Gemeindeschreibzimmer mit Registratur.

Altes Altriper Rathaus - LängsansichtDer Gemeinde- und Versteigerungssaal wurde später (etwa 1875) wegen der wachsenden Bevölkerung als dritter Lehrsaal genutzt. Daher wurde dann über der Einfahrt zum Rathaushof in der Römerstraße im Jahre 1882 ein Bürgermeisterlocal gebaut mit einem separaten Eingang. Die Einwohnerzahl und damit auch die Zahl der schulpflichtigen Kinder ist sehr stark angestiegen. Schon 1885/86 wurde die linke Hälfte des Schul- und Gemeindehauses abgerissen und dafür die Ludwigschule mit vier Schulsälen gebaut.

Das Treppenhaus mit der rechten Hälfte dieses Gebäudes war das erste Rathaus der Gemeinde Altrip gewesen, in dem nur noch die Verwaltung untergebracht war.

Nun wurden in den späteren Jahren Umbauarbeiten in diesem Gebäude vorgenommen. Auf Grund der Industrialisierung und dem Bau der Häfen in der Rheinau explodierte geradezu die Bevölkerung, die im Jahre 1900 insgesamt 1645 Einwohner zählte. Im Jahre 1902 wurden Umbauarbeiten im Rathaus vorgenommen. Es ist anzunehmen, dass die Feuerlöschremise zu Büroräumen umgebaut wurde. Das Spritzenhaus ist schon vorher neben dem Kirchturm errichtet worden, wo es heute noch steht, wohl aber in einer anderen Funktion. Weitere Umbauarbeiten folgten 1924. Dabei wurde ein Schulsaal der benachbarten Ludwigschule vom Rathaus aus zugänglich gemacht und u.a. als Sitzungssaal genutzt.

Die Raumverhältnisse wurden aber schon bald wieder beengter und schon 1939 wurde der Bau eines neuen Rathauses geplant. Durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde diese Planung jedoch zunichte gemacht.

Nach Beendigung des Krieges wurden die Raumverhältnisse des alten Rathauses allmählich unerträglich. Auch der von der Verwaltung benutzte Schulsaal der Ludwigschule wurde wieder für den Schulunterricht benötigt. So hatte der Gemeinderat in seiner Sitzung am 2. Dezember 1949 erneut die Notwendigkeit der Errichtung eines neuen Rathauses erkannt. Zwar waren die damaligen Zeitumstände dem Bau nicht günstig, herrschte doch eine große Teuerung und Erwerbslosigkeit, aber trotzdem wurde der Bau unternommen, weil er dringend notwendig war.

Drei Altriper Architekten wurden zur Ausfertigung von kostenlosen Entwürfen aufgefordert. Die Eröffnung der Entwürfe fand in einer außerordentlichen Gemeinderatsitzung am 25. Februar 1950 statt. Der Plan des Architekten Ludwig Hochlehnert wurde am besten beurteilt. Ihm wurde die endgültige Planung und Bauleitung übertragen. Der erste Spatenstich erfolgte am 23. Juli 1950 in Gegenwart des Landrates Hammer und Kreisbaumeisters Herzog. Am 1. September 1950 erteilte der Landrat aus Ludwigshafen am Rhein die baupolizeiliche Genehmigung.

Der Rohbau wurde erstellt von den Altriper Bauunternehmern Ludwig Hochlehnert, Fritz Gropp, Willi Hofacker, Max Hofacker und Eugen Hofacker, die sich zu einer Arbeitsgemeinschaft für den Rathausneubau zusammengeschlossen hatten. Der Gemeinderat war damals bestrebt, auch den weiteren Innenausbau nur an ortsansässige Handwerker zu vergeben. Richtfest wurde am 17. November 1950 gefeiert.

Die Baukosten dieses Rathauses beliefen sich auf 150.000,- DM. Neben einer kleinen Rücklage wurden die Geldmittel durch Hypothekendarlehen beschafft.

Das Altriper Rathaus - Aufnahme von 1993Die Einweihung erfolgte am 18. August 1951, verbunden mit einem Fest im Altriper Waldpark.

Damals waren im Erdgeschoss die Kreissparkasse, die Gemeindekasse und das Einwohnermeldeamt untergebracht, im Obergeschoss die Geschäftsräume des Bürgermeisters und die der übrigen Verwaltung, das Standesamt, ein kleiner und ein großer Sitzungssaal und im Dachgeschoss die Wohnung des Hausmeisters.

Im Jahr 1997 dann musste aufgrund der stark gestiegenen Einwohnerzahl und der damit verbundenen Verwaltungsaufgaben mit einer Erweiterung des Rathauses begonnen werden. Nach den Plänen des Altriper Architekten Klaus Gropp entstand ein neuer Verwaltungstrakt, der sich harmonisch an das bestehende Gebäude anschmiegt. Die Baummaßnahmen wurden, inklusive der Renovierung und teilweisen Umgestaltung der "alten" Räume, im Jahr 2000 abgeschlossen.

Zum Schluss noch ein Textauszug aus der 1951 gefertigten Urkunde, die im Rathaus eingemauert wurde. Ein Duplikat befindet sich im Amtszimmer des Bürgermeisters.

"Das Rathaus steht auf dem eigens zu diesem Zweck vor etwa 20 Jahren erworbenen Platz, wo die Beethovenstraße in die Ludwigstraße mündet, auf dem hierfür am besten geeigneten Platze des Ortes, der selbst bei einer nach Jahrzehnten erfolgten Ortserweiterung für alle Einwohner noch zentral gelegen ist."

Dem ist auch nach heutiger Sicht nichts hinzuzufügen.

(Horst Hook / 1994)
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