Im Jahr 1907 machte sich Max Honsell, der Nachfolger des berühmten Wasserbau-Ingenieurs Gottfried Tulla, ans Werk, dem Rhein von Altrip aus stromauf ein „Niedrigwassserbett” zu verpassen. Ziel war eine ganzjährige Schifffahrt zwischen Mannheim-Rheinau und Straßburg. Honsell hatte sich schon als junger Mann mit 22 Jahren die „Sporen” verdient, als er den letzten Rheindurchstich bei Altrip leitete.
Der Durchstich durch das so genannte „Altriper Eck” war zwar mit nur 795 Metern der kürzeste von allen 18 Rheinschlingendurchtrennungen, aber zugleich auch der schwierigste. Immer wieder stockte der neue Rheinlauf, weil Geröll aus dem früheren Neckardelta liegen blieb. Auch Ausbaggerungen halfen lange Zeit nicht weiter, da das grobe Neckargeröll der notwendigen Vertiefung hartnäckig Widerstand entgegensetzte. Hinzu kamen noch Mauerreste einer Anlage, die einst zum Komplex des römischen Bollwerks „alta ripa” gehörten und erst einmal gesprengt werden mussten.
Nach dem verheerenden Hochwasser des Jahres 1824 schloss das Großherzogtum Baden 1825 mit der Krone Bayerns einen Vertrag über eine Korrektur des Oberrheins nach den Plänen des badischen Wasserbau-Ingenieurs Tulla. Dieser Vertrag sah vor, dass innerhalb von nur sechs Jahren eine ganze Reihe von Durchstichen ausgeführt werden sollte, wobei jeweils das gegenüber liegende Land kostenpflichtig war. Altrip war hierbei jedoch ein Sonderfall. Nach der geplanten Rheinkorrektur wäre es nämlich rechtsrheinisch, also badisch geworden. Dafür sollte Bayern in separaten Verhandlungen eine entsprechende Entschädigung erhalten. Doch so weit sollte es erst gar nicht kommen. Preußen und die Niederlande erhoben Einspruch, weil sie durch die Verkürzung des Rheinlaufs und den dadurch schnelleren Wasserabfluss Gefahren für ihre Niederungen sahen. 1832 wurde daher entschieden, den Durchstich bei Altrip weiter östlich durch den Landsporn, das so genannte „Altriper Eck”, zu führen. Somit blieb Altrip auch weiterhin der Pfalz erhalten.
1857 kam es zu den entsprechenden Abmachungen der betreffenden Länder und erst 1865, also 40 Jahre nach den ursprünglichen Plänen, fand der erste Spatenstich für die letzte Rheinkorrektur, eben jene bei Altrip, statt. Nachdem der Rhein seinen vorgesehenen neuen Lauf erreicht hatte, zeigte sich, dass die Gefahren für die Schifffahrt und vor allem für die Flößerei noch größer wurden. Umfangreiche Arbeiten waren daher notwendig, da der Rhein - je nach Wasserstand - immer seinem alten Flussbett folgte. Erst 1874 war das Werk vollendet.
Während Tulla die Bezwingung des „wilden Rheins” am Herzen lag, war es Max Honsell vorbehalten, der Schifffahrt auf dem Oberrhein durch ein Niedrigwasserbett zu einem möglichst ganzjährigen Betrieb zu verhelfen. Die Flussbauarbeiten bei Altrip dauerten bis 1909 und der Ort verlor wiederum einen Landstreifen, der ihm allerdings angemessen vergütet wurde. Quer zum Strom wurde mit losen Steinen eine größere Anzahl so genannter „Buhnen” aufgeschüttet, die besonders bei den extrem niedrigen Wasserständen der letzten Jahre immer wieder mal sichtbar wurden. Zusammen mit Grundschwellen gelang es, die Schifffahrt bis Straßburg entscheidend zu verbessern.
Noch in den 1950er Jahren berichteten hoch betagte Altriper von häufigeren Besuchen Max Honsells, des Professors für Wasserbau und badischen Politikers, im Gasthaus „Zum Karpfen”. Dort traf er sich mit den örtlichen Ausführungskräften des Projekts. Honsell gründete 1883 im Großherzogtum Baden das erste deutsche „Zentralbureau für Meteorologie und Hydrographie” und gab die auch heute noch so populären täglichen Wetterberichte heraus.
Ihm sind auch die systematischen Pegelbeobachtungen zu verdanken, ebenso der verbesserte Hochwassermeldedienst am Rhein. Auch Altrip war Meldestation, denn es besaß seit 1836 einen eigenen Pegel. Bereits ein Jahr nach Abschluss der Altriper Arbeiten verstarb der mittlerweile zum Finanzminister avancierte Wasserbau-Ingenieur in Karlsruhe. Seit 1979 trägt ein Messschiff seinen Namen, das die Wasserqualität auf Rhein und Neckar überprüft.