Goldwäscherei gab es nicht nur in Kanada und in Amerika, sondern auch am Rhein. Ein Recht auf Goldwäscherei bei Altrip wurde erstmals im Jahr 1658 vergeben. Dies belegen die „Kurpfälzer Dienerbücher” (1476 bis 1683).
Jost Wehrstein aus dem Bergischen Land war damals der Glückliche. Schon zwölf Jahre später ist mit Hans Hirdt der erste Altriper Goldwäscher urkundlich erwähnt. Da aber der Altriper Goldgrund wohl noch an Wehrstein vergeben war, erhielt Hirdt das Waschrecht von Neupotz bis Philippsburg. Die dortigen Goldgründe waren ohnehin ergiebiger. 1672 erhielten auch die beiden Söhne von Hans Hirdt vom Landesherrn das so genannte Schlemmrecht.
Der erste Altriper Goldwäscher lebt noch heute in der Familie Hört fort. Der Altriper Heimat- und Familienforscher Robert Baumann (1889 bis 1949) berichtete, dass er im gleichen Familienstammbaum sieben verschiedene Schreibweisen des Namens kenne: Hirdt, Hoerd, Hird, Hörd, Hirt, Hoerdt und schließlich Hört.
Die Goldgewinnung war ein Hoheitsrecht des Landesherrn, wie etwa auch das Jagd-, Zoll- oder Bergrecht. Das über die Emme und Aare aus den Schweizer Bergen angeschwemmte Rheingold besteht aus ganz feinen Blättchen, kleinen Flitterchen oder Körnern und zum Teil auch nur aus Goldstaub.
Ehe der grimmige Hagen den Goldschatz der Nibelungen im Rhein versenkte, gewannen schon die Kelten und Römer, später die Alemannen und Franken, Gold aus dem Rhein.
Vor der Rheinbegradigung nach den Plänen des Wasserbauingenieurs Gottfried Tulla gab es am Oberlauf des Rheins rund 2000 Inseln. Der Wildstrom breitete sich, je nach Wasserstand, bis zu vier oder fünf Kilometer breit aus. Viele seichte Stellen des langsam fließenden Stromes waren ideal zur Goldgewinnung. Dazu brauchte der Goldwäscher nur eine Schaufel, einen Wasserschapf, einen Kübel und die Waschbank. Sand und Kies wurden von Helfern mit Schubkarren angekarrt und das Material auf das Reibgitter der nahezu zwei Meter langen Waschbank geschüttet.
Mit viel Wasser wurden sodann Kies und Sand weggespült. Die Goldblättchen oder Goldkörner blieben im Leintuch der Waschbank hängen und konnten herausgeschlemmt werden. Auch größere Teilchen wurden bisweilen gefunden. Der größte Fund mit 17 Gramm - so groß wie ein Hühnerei - wurde allerdings nicht bei Altrip, sondern bei Straßburg im Jahre 1849 gemacht.
Das Goldwaschen war ziemlich mühsam, denn erst rund 165.000 Goldflitterchen ergaben ein Gramm. Und für ein Gramm Gold mussten zumeist 150 Zentner Kies und Sand bewegt werden. Einen Hinweis auf eine Gewinnungsstelle findet sich auch in der so genannten „Renovation der Altriper Gemarkung, 1746”. Dort wird der „Herrschaftliche Grund”, das Altriper Grün (Grien heißt Sand), beschrieben.
Auf einer etwa neun Morgen großen „Neue Anlage”, das heißt einem vom Rhein angeschwemmten Stück Neuland, wurde „Goldsand” gewaschen. Dies wurde damals für „künftige Zeiten” notiert.
1675 besaß der Altriper Bürger Philipp Schweikard nicht nur das Recht, bei Altrip Gold zu waschen, sondern sogar von Mannheim bis nach Selz im Elsass. Auch sein Sohn bewarb sich 1736 um diese Rechte. Eine Blüte erfuhr die Goldwäscherei unter Kurfürst Carl Theodor, der 1763 in Mannheim Rheingolddukaten mit der berühmt gewordenen Inschrift: „Sic fulgent Litora Rheni” - „So glänzen die Gestade des Rheins” - schlagen ließ.
1770 gab es bei Altrip gleich drei Goldgründe. Der letzte Altriper Goldwäscher hatte zwei Kilometer oberhalb des Altriper Pegels seine Waschbank auf einer Kiesbank aufgestellt. Etwa 1875 hatte der Rhein diese Kiesbank verlagert. Damit hörte das Goldwaschen auf. Vor 1870 wurde Gold auch auf einer kleinen Kiesbank in der Nähe des heutigen „Weißen Häusl”s”auf Rheingönheimer Gemarkung gewaschen.
Der Hauptgewinn lag übrigens nicht im erzielten Goldpreis, sondern im Verkauf des so genannten „Silbersandes”, der als Putzmittel gut bezahlt wurde, sowie des Streusandes zum Abstreuen der Tintenschriften in den Mannheimer Kontoren. Noch 1932 schrieb der Heimatforscher Baumann: „Mit der Goldgewinnung befassten sich anscheinend viele Altriper; an Waschbänke, die auf Speichern noch lange aufgehoben wurden, erinnern sich noch mehrere jetzt lebende ältere Leute.” Und auch die Pfälzer Schriftstellerin Hedwig Laudien beschrieb 1957 eine Begebenheit aus ihrer Jugend, die von einem Altriper Goldwäscher handelt.
In den vergangenen Jahren haben sich immer wieder an Altriper Sandbänken Hobbygoldwäscher versucht, darunter auch Kinder. Zumeist wurde jedoch nur so genanntes „Katzengold” gefunden. Mit dem goldfarbenen Schwefelkies, dem Pyrit, ließen sich schon viele Laien täuschen. Pyrit ist ein sehr häufig vorkommendes Mineral aus der Klasse der Sulfide. Sein metallischer Glanz und seine goldene Farbe brachten dem Pyrit den Beinamen Katzengold ein, der sich von dem Wort „Ketzer” ableitet. Eine weitere, seltenere Bezeichnung ist Narrengold. Anders als echtes Gold ist Pyrit aber nicht formbar und wesentlich härter als das Edelmetall.
Doch wer weiß, vielleicht wird das Hobby irgendwann einmal wieder lohnenswert. Der Rhein jedenfalls ist weiterhin der goldreichste Fluss in Deutschland.