Was führt die Altriper Karnevalsgesellschaft „Die Wasserhinkle” im Schild? Natürlich ein Wasserhinkel. Doch wie es dazu kam, ist ziemlich kurios. Fasnachter sind in der Regel als Brauchtumspfleger sehr heimatverbunden und kennen sich in der jeweiligen Ortsgeschichte gut aus. Jedenfalls meistens. In Altrip beginnt die Chronik der organisierten Narren 1937 in der Tat ziemlich geschichtsbewusst mit dem Vereinsnamen „Castell”, also unter Hinweis auf das frühere römische Kastell. Im Jahre 1950 wurde der Verein bei seiner Wiedergründung sogar auf „Kastell” umgeschrieben.
Doch die Aktivitäten der Kastellaner schliefen nach einem großen Fasnachtsumzug schon bald ein. Um die Möglichkeit eines Neubeginns auszuloten, trafen sich im Februar 1954 im kleinen Nebenzimmer der Wirtschaft „Zum Schwanen” ein paar Fasnachter der alten Garde. Als erstes wurde der alte Name verworfen. Das Altriper Kastell sollte nicht mit Mainz-Kastel verwechselt werden. Doch der dortige Verein schreibt sich bekanntlich „Castel” und liegt seit Gründung des Landes Rheinland-Pfalz gar in Hessen. Ausgerechnet der Ehrenpräsident und Altbürgermeister Adam Jacob kam auf die Idee, den Verein „Wasserhinkel” zu nennen.
Dabei hätte er eigentlich wissen müssen, dass dies in früherer Zeit der Uzname der Neuhofener war. Außerdem betitelte auch noch wenige Tage zuvor der „Ludwigshafener Generalanzeiger” eine Veranstaltung der Neuhofener Narrenfamilie in Anspielung auf deren Ordensbezeichnung ganz groß mit „Wasserhinkel für die Gäste”. Und ausgerechnet zu Adam Jacobs erster Bürgermeisteramtszeit gab es in den „Heimatblättern für Ludwigshafen und Umgebung” im Jahr 1928 einen interessanten Beitrag des Lehrers Rudolf Wihr aus Neuhofen: „Als bei der Hochwassergefahr 1882/83 die Altriper Schlimmes befürchteten und mit ihrem Vieh in den Nachbardörfern Unterschlupf suchten, wunderten sie sich, dass im Unterdorf in Neuhofen die Keller voll Wasser standen, während sie ihre Häuser trocken verlassen hatten. Daran war der gestiegene Grundwasserspiegel schuld. Dem Pfälzer hat schon immer der Spott lose auf der Zunge gesessen. Die Nachbarn nennen uns Neuhofener ,Die Wasserhinkel'.”
Das Wissen um das Neuhofener Wasserhinkel ist mittlerweile verloren gegangen. Lediglich der Vater des früheren Geschäftsführenden Gemeindebeamten Fischer erinnerte sich noch daran. Und selbst dem 91-jährigen Ehrenringträger der Gemeinde Neuhofen, Alfred Kraushaar, sind nur noch die „falschen Wasserhinkel”, die Altriper, bekannt. In Altrip hat gar noch der spätere Präsident der KGW, Werner Oster, den Vereinsnamen mundartlich verbessert und zwar von Wasserhinkel auf Wasserhinkle.
Und so kam der Verein zu seinem heutigen Namen und mittlerweile führt man gar „Die Wasserhinkle” und den Wasservogel im Vereinsschild. Die vielen hervorragenden Veranstaltungen der Altriper Karnevalisten in den letzten 50 Jahren bewiesen übrigens, dass man nur Gutes im Schilde führt.