Der 11. Dezember 1955 war für die Altriper Katholiken ein besonderer Tag der Freude, denn zwölf Jahre nach der Zerstörung ihrer Kirche durch einen Luftangriff wurde ein neues Gotteshaus eingeweiht.
Altrip war damals eine Filialkirche von Waldsee. Der dortige Pfarrer Gottfried Knecht hatte sich sehr für den Wiederaufbau der Kirche eingesetzt. Bereits morgens um 8 Uhr konnte Pfarrer Knecht den Speyerer Bischof Dr. Isidor Markus Emanuel mit seinem Gefolge begrüßen. Darunter befand sich auch Domkapitular Alfred Scheller, der als früherer Gemeindepfarrer von Waldsee schon 1931 den Grundstein zur im Krieg zerstörten Kirche und im November 1954 zum neuen Gotteshaus gelegt hatte.
Dem Speyerer Architekt Ludwig Ihm gelang mit dem Neubau ein guter Wurf, indem er den teilweise erhalten gebliebenen unteren Teil des Turmes erhöhte und die Achse des Kirchenschiffes um 90 Grad drehte. Er schuf im Schiff 228 und auf der Empore 50 Sitzplätze. Hinzu kamen rund 150 Stehplätze. Der nach Norden ausgerichtete großdimensionierte Putzbau vereint in hausartiger Schlichtheit das Schiff, die Sakristei und den Gemeindesaal unter einem unterschiedlich tief herabgezogenen Satteldach.
Im Nordosten befindet sich, an den Chor angelehnt, der hohe, sich verjüngende Turm mit Zeltdach. Alles in allem ein zeittypisch einfach gehaltener, aber komplexer Baukörper. Bis zur Einweihung diente die bei dem Fliegerangriff 1943 heil gebliebene Sakristei als Andachtsraum.
Besondere Dankesworte widmete der Bischof dem 83-jährigen Georg Nordhofen, der lange Jahre zwei Räume seines Hauses vor 1931 unentgeltlich für Gottesdienste zur Verfügung stellte und jahrzehntelang als Kirchendiener für die mittlerweile über 500 Seelen zählende Gemeinde sorgte. Auch bei der Einweihung der neuen Sankt-Peter-und-Paul-Kirche entzündete Nordhofen die Kerzen am Altar.
Unter der Leitung von Heinz Tremmel nahmen die Kirchenchöre aus Waldsee und Altrip an der Konsekration teil, ebenso die Sankt-Georgs-Pfadfinder mit Ritter Norbert Hauk an der Spitze.
An der feierlichen Weihe nahmen nicht nur zahlreiche Katholiken aus Waldsee und Altrip sowie viele Geistliche teil, sondern auch viele Altriper Protestanten. Landrat Dr. Kurt Becker-Marx und Bürgermeister Philipp Hermann Hook nahmen ebenso teil wie etliche Gemeinderäte und Vereinsvertreter. Der Bischof ermahnte nach den Zeremonien am Schluss seiner Ansprache die Gemeinde, frohe und dankbare Katholiken zu sein, sich durch nichts entmutigen zu lassen und gegen jedermann gut zu sein.
Sinnigerweise ließ es sich sodann am Nachmittag die Gemeinde denn auch im Gasthaus „Zum Himmelreich” gut gehen und feierte bis in den späten Abend. Und immer wieder wurde lobend erwähnt, dass frühmorgens während eines starken Regens auch der protestantische Pfarrer Karl Kettering geduldig auf das Eintreffen des Bischofs wartete.