Über den „Prinz-Karl-Wörth“

Wer mit der Fähre nach Altrip kommt, befindet sich unvermittelt auf dem „Prinz-Karl-Wörth“. Wörth ist im oberdeutschen Sprachraum an Oberrhein und Donau eine topografische Bezeichnung für Flussinseln. Und eine solche Rheininsel war benannt nach Karl II. von der Pfalz (* 1651, † 1685) aus der pfälzischen Linie der Familie der Wittelsbacher. Karl war nur fünf Jahre, von 1680 bis zu seinem Tod, Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz. Seine jüngere Schwester war übrigens Liselotte von der Pfalz, die spätere Herzogin von Orléans.

RHEIN-KORREKTION BEI ALTRIP aus "Mannheim und seine Bauten" herausgegeben vom Unterrheinischen Bezirk des Badischen Architekten- und Ingenieur-Vereins, Mannheim 1906 (Quelle: MARCHIVUM Stadtarchiv Mannheim)Rund 100 Jahre später (1770) gab Kurfürst Carl Theodor (* 1724, † 1799) seinem damals wichtigsten Minister, Emanuel Freiherr von Zedtwitz (* 1715, † 1786) diese und fünf weitere Rheininseln sowie das Hofgut in Mundenheim zum Lehen. Von Zedtwitz schuf auf dem Hofgut einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb mit der ersten Bierbraustätte Mundenheims und führte nach italienischem Vorbild auch die Lotterie in der Kurpfalz ein. Das Herrenhaus des Hofguts, das die Kriegs- und Nachkriegseinwirkungen als einziges des Anwesens überstanden hat, wurde Anfang der 1980er Jahre entkernt und wieder aufgebaut. Heute ist es als Kulturdenkmal geschützt und gilt mit seinem Gewölbekeller aus dem 16. Jahrhundert als eines der ältesten Gebäude Ludwigshafens. Direkt daneben erinnert der Zedtwitzpark an den Freiherrn, der am 26. Juli 1786 in der Gruft der katholischen St.-Sebastian-Kirche Mundenheim beigesetzt wurde.

Der „Prinz-Karl-Wörth“ gehörte früher zu Neckarau und wurde erst durch den Rheindurchstich (1865-1874) politisch Altrip zugeschlagen. Ein Teil der Inselfläche ging im neuen Flussbett unter und mit einem schmalen Geländestreifen gab es nun eine feste Verbindung zum Altriper „Festland“.

Bis auf eine kleine bebaute Fläche mit der Zufahrtsstraße steht die heutige Halbinsel seit 1983 unter Naturschutz. Zum Schutzgebiet gehörten auch der Altrhein sowie das südlich angrenzende Waldgebiet. Die Natur konnte sich dadurch in den letzten Jahrzehnten, da wo sich in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts das Altriper Rheinstrandbad über nahezu einen Kilometer hinzog und an heißen Tagen Tausende Badegäste aus nah und fern anlockte, einen Teil ihres ursprünglichen Lebensraums zurückholen. Das rund 32 Hektar große Naturschutzgebiet „Prinz-Karl-Wörth“ umfasst den Auwald sowie Überflutungsbereiche und Verlandungszonen. Neben 19 Libellenarten wie die „Gemeine Winterlibelle“ und die „Kleine Mosaikjungfer“ sind auch Haubentaucher, Pirol und Frösche anzutreffen.
 

1864 vs. 1875

RHEIN-KORREKTION BEI ALTRIP aus "Mannheim und seine Bauten" herausgegeben vom Unterrheinischen Bezirk des Badischen Architekten- und Ingenieur-Vereins, Mannheim 1906 (Quelle: MARCHIVUM Stadtarchiv Mannheim)RHEIN-KORREKTION BEI ALTRIP aus "Mannheim und seine Bauten" herausgegeben vom Unterrheinischen Bezirk des Badischen Architekten- und Ingenieur-Vereins, Mannheim 1906 (Quelle: MARCHIVUM Stadtarchiv Mannheim
 
Jürgen Hajok (Quellen: W. Schneider, Hofgut-Mundenheim.de, Wikipedia.de | Abbildung: MARCHIVUM Stadtarchiv Mannheim)
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