Schon 1934 gab es in Altrip einen Ortsverband des „Reichsluftschutzbundes“ und dessen Leiter, Karl Heinrich Hauk, hielt auch regelmäßig Schulungsabende ab. Der „Luftschutz“ wurde 1933 schon wenige Wochen nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten gegründet.
Als Dorf gegenüber dem Großkraftwerk Mannheim und dem Rheinauer Hafen musste Altrip in einem Kriegsfall mit Luftangriffen rechnen. Hauk sorgte daher gegen großen Widerstand für eine Entrümpelung der Dachböden und ließ dort Löschsand und Feuerpatschen deponieren. Zum Schutz der Hausbewohner dienten aber in erster Linie die eigenen Kellerräume.
Mit Kriegsbeginn wurde überall im Ort gewerkelt, obwohl viele „Volksgenossen“ solche Maßnahmen angesichts der Blitzsiege, insbesondere über Frankreich, als reine Zeit- und Geldverschwendung betrachteten. Doch als die Alliierten die Lufthoheit über dem Reichsgebiet errangen und der Großraum Mannheim-Ludwigshafen wiederholt von den Großangriffen betroffen war, bekam auch Altrip immer öfters „sein Fett weg“ und die Zahl der Fliegerschäden nahm im Ort ständig zu.
In aller Eile wurden nun Kellerfenster zugemauert und mit Betonklötzen davor versehen, zum Teil wurden auch Metalltüren mit „Reibern“ zur Verriegelung angebracht. Doch im Unterdorf, etwa in der Rheinstraße, waren viele Häuser wegen der besonderen Druck- und Hochwassersituation, überhaupt nicht unterkellert. In den Kellerräumen der Ludwigschule wurde daher ein öffentlicher Luftschutzraum und eine Rot-Kreuz-Station eingerichtet. Dort wurden auch viele Tote und Verletzte nach dem großen Luftangriff am 30. Dezember 1944 aufgebahrt beziehungsweise versorgt.
Je nach den baulichen Begebenheiten wurden auch private Kellerräume für namentlich registrierte Bewohner aus der Nachbarschaft vorgesehen. An den Hausfassaden wurden weiße Pfeile und die Buchstaben „LR“ oder „LSR“ (Luftschutzraum) angebracht. Im Falle einer Verschüttung sollten so von auswärts heran geführte Bergetrupps der Weg zu den Eingeschlossenen gezeigt werden.
Teilweise hatten die Kellerräume nur eine geringe Höhe, sodass die Luft schnell stickig wurde. Bei Fliegeralarm flüchteten stets die Dorfbewohner mit ihrem Luftschutznotgepäck in die Schutzräume. Die behelfsmäßig eingerichteten Räume hätten, ob ihrer mangelhaften Festigkeit, bei einem Bombenvolltreffer schnell zum Massengrab werden können.
Trotz notwendiger Bezugsscheine für alle möglichen Baumaterialien, gelang es dem Inhaber einer kleinen chemischen Fabrik, sich so viel Zement zu beschaffen, dass er einen privaten bunkerähnlichen Schutzraum mit Platz für ein Dutzend Menschen bauen konnte.
Hatten anfangs noch viele Dorfbewohner über die Bettpritschen in den Kellern gewitzelt, so war ab 1943 der Ruf nach mehr Luftschutz unüberhörbar. Dabei war Altrip gar im Bergeplan für den Auffangort Mutterstadt im Falle einer größeren Zerstörung von Ludwigshafen für Fliegergeschädigte eine große Aufgabe zugedacht.
Altrip hatte hiernach 350 Betten, 525 sonstige Schlafmöglichkeiten und 450 Betten in Massenquartieren bereitzuhalten und 200 Betten für Verletzte in den beiden Schulhäusern. Dabei hatte lediglich die Ziegelei Baumann einen regelrechten Bunker. Russische Kriegsgefangene bauten ihn außerhalb ihrer festgesetzten Arbeitszeiten und erhielten deshalb die Zusicherung, dass sie den Bunker mitbenutzen durften. Heute liegt der Bunker unter einer Grünanlage im Akazienweg.
Als der Krieg zu Ende war und niemand sich mehr in die Keller verkriechen musste, zogen die Altriper Bilanz. 101 Wohn- und Wirtschaftsgebäude waren total zerstört, 100 schwer und 659 leicht beschädigt. 573-mal gab es Luftalarm und 1832 Schadensmeldungen gingen bei der Gemeinde ein. An 38 Tagen wurde Dorf und Flur von Luftangriffen betroffen. 35 Zivilisten kamen ums Leben und 58 wurden verletzt.