1914
1. August 1914
- Deutschland erklärt Russland den Krieg, am 3. August 1914 dann auch Frankreich. Am 4. August marschieren deutsche Truppen im neutralen Belgien ein. Nach der Verletzung der Neutralität von Belgien und Luxemburg tritt Großbritannien samt Empire als Garantiemacht dieser Staaten in den Krieg gegen Deutschland ein. Damit nimmt der Zweifrontenkrieg für Deutschland seinen Lauf. Am 4. August stimmt die SPD, die noch Tage zuvor gegen den Krieg war, den Kriegskrediten zu.
2. August 1914
- Der Männergesangverein 1867 sagt sein „Strandfest“ auf der Gänswiese, zwischen Rheindamm und Rheinstrom, ab.
13. August 1914
- Eine Haussammlung des Roten Kreuzes erbringt 725 Mark.
August 1914
- „Frauen und Jungfrauen“ schließen sich für die Dauer des Krieges zu einer speziellen Abteilung innerhalb des Roten Kreuzes Altrip zusammen. Die Vorstandschaft besteht aus Frau Dr. Horn als Vorsitzende, Frau Fabrikant Ignatz Baumann, Frau Pfarrer Haeberlein, Frau Essigspritfabrikant Ludwig Schneider V. und Frau V. Lemmert 3. (Frauen, selbst verheiratete Hebammen, werden mit den Vornamen ihrer Männer „amtlich“ angeführt. Und die Frau des seit 1903 wirkenden Dorfarztes sowie die Frau des Pfarrers, werden mit der Berufsbezeichnung ihres Mannes erwähnt.)
- Die „Sänger-Einheit 1874“ beschließt 600 Mark zur Unterstützung der Familien der ins Feld gezogenen Mitglieder zur Verfügung zu stellen und dem Roten Kreuz zusätzlich 30 Mark zu überweisen.
- Metzgermeister Adam Hook VII., der nach dem Tod von Bürgermeister M. Baumann sich als Gemeinderat bereiterklärte bis zu den regulären Wahlen im November 1914 die Geschäfte zu führen, wird vom Rat zum Interimsbürgermeister gewählt. Auf seinen Vorschlag hin wird die Altriper Gierfähre wegen des Krieges nicht mehr verpachtet, sondern in Gemeinderegie übernommen. Je Schicht werden zwei Fährleute eingeteilt.
- Nachdem ein Großteil der regulären (Pflicht-)Feuerwehrmänner zu den Waffen gerufen wird, kommt es zur Bildung einer Kriegsfeuerwehr mit Freiwilligen unter Führung des Alt-Kommandanten Ignatz Baumann.
- Zur Sicherstellung von Vorräten an Korn und Kartoffeln wird eine „Kommission zur Milderung der Notstände durch Quartier-Leistungen und für Familienunterstützung“ gebildet. Hierzu nimmt die Gemeinde einen Kredit von 10.000 Mark auf. Mitglieder der Kommission sind: Matth. Hook II., Jakob Heß, Ludwig Hört III., Michael Kirsch, Philipp Seibert und Valentin Hauk.
23. August 1914
- An jenem Sonntag findet im großen Saal des Gesellschaftshauses in Ludwigshafen die Musterung der Altriper Jahrgänge 1882-1894 statt. Die Landsturmmusterung ist nachmittags und die Musterung mit gleichzeitiger Aushebung der Militärpflichten (Militär-Ersatz-Geschäft) bereits frühmorgens um 7:30 Uhr.
9. September 1914
- Reichskanzler Bethmann Hollweg beschreibt die deutschen Kriegsziele. Belgien sollte ein Vasallenstaat des Deutschen Reiches und Luxemburg sowie Teile Nordfrankreichs “einverleibt“ werden und Restfrankreich dürfe keine Großmacht mehr sein. Ferner müssten Holland, Skandinavien und Polen zu einer von Deutschland dominierten Wirtschaftszone werden. Nun wissen Deutschlands Kriegsgegner, was sie im Falle einer Niederlage zu erwarten haben.
September 1914
- Die Fährleute erhalten einen Wochenlohn von 25 Mark
- Die Gemeinde beschließt mehrere Waggon Kohle anzukaufen, ebenso 200 Sack Korn. Das Korn wird gemahlen und das Mehl und die Kleie an Bedürftige abgegeben.
4. November 1914
- Wegen Verletzung der Wehrpflicht werden 32 Personen durch den Königlichen Staatsanwalt zum Landgericht Frankenthal vorgeladen, darunter aus Altrip Ludwig Marx, dessen Aufenthalt zu jenem Zeitpunkt aber unbekannt ist.
23. November 1914
- Trotz Krieg werden Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen durchgeführt, allerdings ohne Wahlkampf, wobei das bisherige Stärkeverhältnis der Gruppierungen im Gemeinderat beizubehalten ist. Zum ehrenamtlichen Bürgermeister wird Ziegeleibesitzer Ignatz Baumann gewählt.
4. Dezember 1914
- Das Rote Kreuz Altrip veranstaltet eine große Sammelaktion zu Gunsten der „tapferen Krieger“.
Dezember 1914
- Karl Baumann, Sohn des verstorbenen Bürgermeisters Michael Baumann, wird zum Leutnant befördert. Als Vizefeldwebel der Reserve- und Offiziersstellvertreter kämpft er für sein Vaterland bei der 1. Feldpioniercompagnie im 2. Bayer. Pionier-Bataillon. Das Eiserne Kreuz wird ihm bereits zwei Monate zuvor verliehen.
- Die Gemeinde lässt über das Königliche Bezirksamt Höchstpreise für den Kartoffelverkauf festsetzen. „Bessere Kartoffel“ kosten nun ab Haus 3,50 Mark und niedrigere 3,25 Mark je Zentner. Das Pfund wird für 4 Pfennig abgegeben.
22. Dezember 1914
- Der Leutnant der Reserve, Robert Doser, z.Zt. in Hammelburg, Sohn des Oberjägers Ferdinand Doser aus Neuhofen und Schwiegersohn der Witwe Baumann, Altrip, erhält den Bayerischen Militärverdienstordnen mit Schwertern.
31. Dezember 1914
- Für ein besonderes tapferes Verhalten vor dem Feinde bei Arras, wird der Unteroffizier der Landwehr, Peter August Schneider, 5. bayer. Res.-Feld-Art.-Reg., 5. Batterie, mit dem Militärverdienstorden mit Schwertern ausgezeichnet.
1915
- Deutschland setzt das leichte Maschinengewehr 08/15 ein. Bis Kriegsende werden 130.000 Stück produziert. Trotzdem ist es schwerer als das MG der Engländer und Franzosen.
5. Januar 1915
- Bürgermeister Ignatz Baumann gibt in der konstituierenden Sitzung des neu gewählten Gemeinderates bekannt, dass sich der Fährbetrieb in Gemeinderegie bei weitem nicht rentiere und schlägt daher wieder eine Verpachtung vor. Die Sitzung wird mit einem Gedenken an den Geburtstag des Königs beendet, wobei sich die Gemeinderäte zu Ehren des geliebten Landesvaters, König Ludwig III. von Bayern, von ihren Sitzen erheben.
Januar 1915
- Der Gemeinderat beschließt eine Feuerwehrpflicht für Männer von 16 bis 55 Jahren.
- Nach der neuen Gesetzgebung werden dem Armenpflegschaftsbeirat Frau Ludwig Schneider und Frau Valentin Lemmert „beigegeben“.
1. Februar 1915
- Robert Baumann, Sohn von Dampfziegeleibesitzer und Bürgermeister Ignatz Baumann, wird zum Feldunterarzt befördert.
- Die Fähre wird für 3.200 Mark an Jakob Hornig und dessen Teilhaber Philipp Hauck IV. verpachtet.
Februar 1915
- Zur besseren Brot- und Getreideversorgung der Altriper bilden Bürgermeister Ignaz Baumann und Adjunkt Hornig eine Kommission.
- Um die Mehlvorräte zu schonen wird ein gewerbliches und privates „Verbot des Fastnachtsküchle-Backens“ erlassen.
- Auch zur Konfirmation, zur Kommunion und Ostern besteht ein Kuchen-Backverbot.
März 1915
- Der Männergesangverein 1867 beschließt in seiner Generalversammlung für die Dauer des Krieges auf Beiträge seiner Mitglieder zu verzichten und zu Weihnachten Liebesgaben zu verteilen.
- 600 Schweine werden gezählt, darunter allein 60% im Hofgut der Firma Baumann.
4. Mai 1915
- Der Gemeinderat beschließt mit 8 : 4 Stimmen die Errichtung einer eigenen Gemeindesparkasse, die 1916 auch ihren Betrieb aufnimmt.
27. Mai 1915
- Gegen 7 Uhr erscheinen über Altrip 6 feindliche Flieger, die von Rheinau aus beschossen werden.
Juni 1915
- An der Erstürmung und dem siegreichen Einzug der Festung Przemysl nehmen auch acht Altriper Teil: Pionier-Leutnant Karl Baumann, der Sohn des 1914 verstorbenen Bürgermeisters Michael Baumann, Ludwig Wüst, Robert Schweikert, Karl Schweickert, Heinrich Hook, Philipp Hook, Matthias Kirsch und Philipp Kramer. (Baumann und Wüst erhalten übrigens schon das EK nach ihrem Einsatz an der Westfront)
September 1915
- Die Gemeinde betrachtet es als ein öffentliches Ärgernis, dass das Frauenzimmer Margaretha v.d. Bank, geb. Riewers, mit Jakob K. in wilder Ehe lebt und beantragt daher beim Königlichen Bezirksamt Ludwigshafen deren Ausweisung aus Altrip. Schon im Vorjahr wird die Frau wegen Konkubinat zu 12 Mark, ersatzweise 3 Tage Haft, verurteilt. Wieso nur die Frau, nicht aber auch der Mann, verurteilt wird, bleibt ein Rätsel.
17. Oktober 1915
- Der Gefreite Konrad Münch, geb. 5. März 1891, erhält für tapferes Verhalten das EK 2. Klasse. Der Divisionskommandeur beglückwünscht die Angehörigen und die Gemeinde zu dem mutigen Krieger.
30. Oktober 1915
- Obwohl die Steuern für 1913/14 infolge des Ablebens des Steuereinnehmers in Mutterstadt noch immer nicht eingehoben sind, lehnt die Königliche Regierung der Pfalz einen Antrag der Gemeinde auf Errichtung einer eigenen Steuer- und Gemeindeeinnehmerei ab. Finanziell kommt die Gemeinde daher immer mehr in Schwierigkeiten.
6. November 1915
- Der 40jährige Schreiner- und Wagnermeister Heinrich Unverrich, Feldwebel, EK-Inhaber, fällt im Feld der Ehre. Er hinterlässt Frau und vier Kinder. Er ist langjähriger Vorsitzender der Sänger-Einheit 1874 und Mitglied im Evang. Kirchenchor sowie im Krieger- und Militärverein Altrip.
19. November 1915
- Die Gemeinde beschließt, dem Beispiel anderer Städte und Gemeinden folgend, ein „Benagelungswahrzeichen zu Gunsten der Kriegshinterbliebenen“ anzubieten und nimmt hierzu einen Kredit in Höhe von 100 Mark auf. Für die Benagelung des Wahrzeichens wird ein gelber Nagel zu einer Mark und ein schwarzer Nagel für 50 Pfennig offeriert. Der Zweck der Errichtung solcher Wahrzeichen im deutschen Reich, sowie in der verbündeten Doppelmonarchie ist, den kommenden Generationen die große und ernste Zeit dieses Krieges vor Augen zu führen und die Opferfreudigkeit der zuhause Gebliebenen zum Ausdruck zu bringen. Das Altriper Wahrzeichen besteht aus einem aus Eichenholz gezimmerten Rahmenwerk mit einem Querbalken. Der Preis für die einzuschlagenden Nägel wird im Hinblick auf die Teilnahme der Schuljugend absichtlich niedrig gehalten. (Das Benagelungsbrett ist kurz vor dem Einmarsch der Franzosen im November 1918 verschwunden.)
November 1915
- Der Gemeinderat beschließt, dem Roten Kreuz Altrip für Weihnachtspakete an Altriper Frontsoldaten 200 Mark zur Verfügung zu stellen.
Dezember 1915
- Noch immer glaubt man an ein baldiges Kriegsende und schmiedet deshalb Zukunftspläne. So erklärt sich die Gemeinde bereit, einen Kredit zu den Kosten einer Schmalspurbahn Rheingönheim-Altrip aufzunehmen.
1916
21. Februar 1916
- Aus 1.500 Rohren und mit 80.000 Mann beginnt Deutschland einen Angriff auf die Zitadelle Verdun. Damit beginnt das schlimmste Gemetzel in der Militärgeschichte. Als der Kampf am 15. Dezember 1916 offiziell beendet wird, haben Deutschland und Frankreich 700.000 Tote, Vermisste und Verwundete zu beklagen. Hart umkämpft ist vor allem das Fort Douaumont sowie die Gebirgshöhenzüge „Toter Mann“ und die Höhe 304.
30. April 1916
- Um das Tageslicht besser ausnutzen zu können und um knappe Ressourcen, wie Kohle, Petroleum und Strom zu sparen, führt das Deutsche Reich die Sommerzeit ein. In jener Nacht werden die Uhren um eine Stunde zurückgestellt. Noch im selben Jahr folgen Österreich-Ungarn und Großbritannien. Dies bleibt so bis zum 16. September 1918. Am 1. April 1940 erlebt die Sommerzeit eine Renaissance und wird in Deutschland bis zum 2. Oktober 1949 beibehalten. Seit 6. April 1980 gilt sie nun wiederum bis zum heutigen Tag.
12. Juli 1916
- Deutschland beschränkt sich vor Verdun nur noch auf Verteidigungsmaßnahmen. Zwei Drittel der französischen Armee sind hier im Einsatz. 60 Millionen Granaten detonieren in der „Blutpumpe“ Verdun. Giftgas kommt zum Einsatz und Soldaten tragen Gasmasken, damit sie den Gestank in den verschlammten Schützengräben ertragen können. (Die pfälzischen Soldaten in den bayerischen Armeen sind zumeist an der Westfront in Flandern und an der Somme im Einsatz.)
September 1916
- Die Gemeinde erhält endlich die Jahresrechnung 1914, allerdings mit einem hohen Fehlbetrag. Der Gemeinderat beschließt daher einstimmig, die Erben des verstorbenen Einnehmers Christmann aus Mutterstadt bzw. den Verweser verantwortlich zu machen. Besonders unerhört findet das Gremium die Tatsache, dass noch nicht einmal die Schuldner zur Zahlung der Gemeindeabgaben aufgefordert wurden.
30. Oktober 1916
- Die Altriper reiben sich die Augen, denn auf der Titelseite des „Generalanzeigers Ludwigshafen“ wird die Versteigerung des Gasthauses in der Römerstraße 20 von Wirt und Ackerer Michael Schneider VIII., nebst weiteren Grundstücken, angekündigt.
Oktober 1916
- Durch Bekanntmachung des königlichen Bezirksamtes Ludwigshafen bezüglich des Verkaufs von Hülsenfrüchten, wird vom „Beauftragten der Bayerischen Futtermittelverteilung“ als Unteraufkäufer für Altrip obligatorisch Adam Kailbach festgelegt.
November 1916
- Altrip erhält die Order, 500 Zentner Kartoffel abzuliefern. Der Unmut im Gemeinderat und in der Bevölkerung darüber ist sehr groß. Bürgermeister und Adjunkt werden um Verständnis für die Maßnahme und verweisen auf die großen Opfer der tapferen Altriper Krieger an der Front.
17. November 1916
- Das Rote Kreuz Altrip erhält von der Gemeinde 300 Mark für den Versand von „Liebesgaben“ zu Weihnachten.
6. Dezember 1916
- Erwin Eckstein, Vizefeldwebel und Offiziersaspirant, Träger des Eisernen Kreuzes, ist gefallen. Die Hinterbliebenen Hugo Eckstein und Frau Thekla Eckstein, zur Zeit in Leipzig und Werner Eckstein, zur Zeit in englischer Gefangenschaft, sind in tiefer Trauer.
21. Dezember 1916
- Die von den Deutschen um Verdun teilweise eingenommenen Stellungen sind nun alle wieder in französischer Hand.
1917
23. Januar 1917
- Im Nebel kommt es zu einem Zusammenstoß der Fähre mit dem Hafenbugsierboot „Bussard“, bei dem der Fährmann Philipp Hornig ums Leben kommt.
1. Februar 1917
- Deutschland erklärte den „uneingeschränkten U-Boot-Krieg“ und greift auch unbewaffnete Handelsschiffe jeglicher Nation, z.B. der USA, an.
15. März 1917
- Nach der russischen Februar-Revolution dankt Zar Alexander II. ab. (Ein Jahr später wurde er von den Sowjets ermordet.) Die Oktober-Revolution verursacht keine großen Opfer mehr und Lenin übernimmt die Macht.
6. April 1917
- Die USA erklären Deutschland den Krieg.
April 1917
- In Gotha kommt es mit der Gründung der USPD zur Spaltung der Sozialdemokratie. Die „Unabhängige SPD“ will endlich Schluss machen mit dem Krieg. Von „links“ (Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht) über den Zentristen Karl Kautzky bis zum Rechten Eduard Bernstein, wollen alle endlich Frieden. Doch die Mehrheitssozialisten (MSPD) um Friedrich Ebert unterstützen weiter den Krieg des Kaisers, denn sie wollen keine „vaterlandslose Gesellen“ sein.
November 1917
- Der Gemeinderat beschließt eine „Pferdevormusterungskommission“.
- Mit der Ausgabe der neuen Reichsmarmelade wird Anfang November begonnen. Dank der Bemühungen aller an der Durchführung der Herbstobstbewirtschaftung Beteiligten kann trotz einer mangelnden Obsternte und des Fortfalls der meisten Auslandszufuhren der Marmeladenbedarf für 1918/19 sichergestellt werden. Der Plan sieht vor, dass 1918 die gleichen Marmeladenmengen wie im Vorjahr zur Verteilung kommen sollen. Die neue Reichsmarmelade wird aus 60 Teilen reinen Zuckers, 50 Teilen Obstmark (das ist reines Obst nach Entfernung der Schalen und anderer Abfälle) und höchstens 40-50 Teilen Streckungsmittel zusammengesetzt. Als Streckungsmittel kommen entsprechend früherer Erfahrungen Kohlrüben überhaupt nicht, die nahrhaften, aber von ihrem Eigengeschmack nur durch besondere Behandlung genießbare Runkelrüben in ganz geringem Umfang, hingegen hauptsächlich die sehr zuckerhaltigen und an hochwertigen Nährstoffen reichen Mohrrüben sowie die gleichfalls sehr zuckerhaltigen Obsttrester, in Betracht. („Musebrot“ ist damals ein wichtiges Nahrungsmittel.)
- Der Gemeinderat sorgt sich um die Brennstoffversorgung der Bevölkerung. Und so wird beschlossen, das Unterholz in der Spreng, Fuchswiese, im Horst und Altdeichel in Lose einzuteilen, wobei das Holz bis zum 1. Januar 1918 abgeholt sein muss. Das dortige Stammholz hingegen wird vom Förster taxiert und versteigert, ebenso das im Schulhof lagernde Holz, das mit einer Zahlungsfrist bis zum 1. April 1919 abgegeben wird.
1918
Januar 1918
- Bürgermeister Ignatz Baumann stellt sein „ehrenamtliches Bürgermeistergehalt“ der Kriegsfürsorge zur Verfügung und daneben noch weitere 500 Mark.
14. Januar 1918
- Bei einem Fliegerangriff auf Mannheim fällt ein Abwehrgeschoß auf das Haus Unverrich.
9. Februar 1918
- Die Ukraine erhält durch die Mittelmächte ihre Unabhängigkeit von Russland und liest am 9. Februar 1918 in Brest-Litowsk mit dem Deutschen Reich Frieden, der als „Brotfrieden“ in die Geschichte eingeht.
3. März 1918
- Nach längeren Verhandlungen schließt Sowjetrussland, ebenfalls in Brest-Litowsk, mit dem Deutschen Reich einen Friedensvertrag ab. Damit ist der Krieg im Osten beendet.
18. März 1918
- Eine Brandbombe fällt auf die Ziegelei Gebr. Marx, ohne jedoch Schaden anzurichten.
Mai 1918
- Eine Schätzungskommission für Fliegerschäden wird etabliert.
Mai bis Juli 1918
- Bei den Fliegerangriffen auf Mannheim und Ludwigshafen werden auch die Altriper in Angst und Schrecken versetzt.
Juni 1918
- Der Gemeinderat ist von einem Wasserleitungsplan für Altrip der Firma Gebrüder Sulzer angetan und besichtigt die Wasserversorgung in Ketsch. Danach beschließt der Gemeinderat die Rückstellung eines ersten Teilbetrages für den Bau eines Wasserwerkes.
3. Oktober 1918
- Max von Baden bildet als Reichskanzler die erste parlamentarische Reichsregierung. Wilhelm II., der jeglichen Bezug zur Realität verloren hat, spricht noch davon „mit Hilfe der Sozialdemokraten ein neues Reich aufzubauen“ - als „erster Sozialdemokrat“.
9. November 1918
- Max von Baden verkündet ohne Absprache mit Wilhelm II. Dessen Abdankung vom Thron des Kaisers und des preußischen Königs. (Wilhelm II. bestätigt dies erst am 28. November 1918) Vom Balkon des Reichstages aus verkündet der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann, dass das Kaiserreich zusammengebrochen sei und ruft die „deutsche Republik“ aus. Damit endet in Deutschland die konstitutionelle Monarchie.
11. November 1918
- Ein Waffenstillstand beendet das große Völkerringen. Die Heere ziehen heim. Das linke Rheinland wird besetzt, doch Deutschland darf Waffen und Truppen ins Rechtsrheinische verbringen. Und so kommt es, dass von der Metzer Festung Einheiten mit ihren Waffen die Fähre passieren.
23. November 1918
- Nach einer „Ministeriellen Entschließung“ vom 18. November 1918 bildet Bürgermeister Ignatz Baumann eine Bürgerwehr, um eventuellen Unruhen zu begegnen. Verpflichtet werden: Adam Schweikert, Philipp Hartmann, Erhard Teller, Thomas Rief, Ludwig Schweikert III. und Philipp Hook VII. (Die Bürgerwehr muss nicht in Aktion treten.)
24. November 1918
- In einer gut besuchten Volksversammlung im Saal „Zum Karpfen“ wird ein „Arbeiter- und Bauernrat“ gewählt, der sich der Lebensmittel- und Brennstoffversorgung besonders annehmen will. Mitglieder sind: Valentin Berg, Jakob Engelberger, Otto Feth, Karl Gropp, Philipp Gropp, Georg Hauk I., Max Hellert, Heinrich Hook I., Peter Jacob, Martin Karl, Michael Kirsch und Thomas Rief. Für die Arbeiterschaft zeichnet Georg Hauk I. und für die Bauern Thomas Rief verantwortlich.
2. Dezember 1918
- Zwischen einer Abordnung des Arbeiter- und Bauernrates und dem Bürgermeister kommt es zu einer Auseinandersetzung wegen der Lebensmittelverteilung, die auch ein lebhaftes Presseecho auslöst. (Der Arbeiter- und Bauernrat wird im Dezember 1918 von den Franzosen aufgelöst.)
9. Dezember 1918
- Die ersten französischen Kolonialtruppen kommen mit Mulis und zweirädrigen Karren in Altrip an und nehmen die Ludwigsschule in Beschlag, in der sie eine Ortskommandantur einrichten. An der Fähre werden strenge Kontrollen eingeführt. Nur mit Passierscheinen können die Altriper zu den rechtrheinischen Betrieben kommen.