An Fronleichnam dröhnen in Altrip die Motoren: Der Motorsport-Club (MSC) richtet das Internationale Altriper ADAC-Sandbahnrennen aus. Im Jahr 1958 gab der begeisterte Altriper Rallyefahrer Ludwig Hochlehnert nach einer Internationalen Sternfahrt der „Clubmannschaft Kradwagen” nach Meran den Bau einer Sandbahn bekannt.
Durch Hochlehnerts Vermittlung gelang es, eine amerikanische Pioniereinheit aus Karlsruhe zu gewinnen, die die damalige Moto-Cross-Strecke im Mai 1958 binnen weniger Wochen zum heute bekannten Sandbahnoval - dem berühmten „Altriper Ei” mit 702,50 Metern Streckenlänge - umgestaltete. Rund 4000 Kubikmeter Abraummaterial mussten dafür antransportiert werden. Die Gemeinde Altrip hatte dem Projekt auf ihrem 1911 von einem Grafen angekauften Gelände ohne große Diskussion zugestimmt.
MSC-Vorsitzender Friedrich „Friedel” Schneider und Bürgermeister Emil Lebherz waren beim ersten Rennen 1958 hocherfreut, dass trotz des nicht allzu freundlichen Wetters mehr Zuschauer kamen als der Ort Einwohner hatte. Mehr noch: Obwohl 56 Lizenz- und Ausweisfahrer für Maschinen bis zu 250 Kubikzentimeter an den Start gingen, musste der Verein im Vorfeld wegen „Überbesetzung” rund 40 Fahrern absagen.
Zu den eifrigsten Renn-Enthusiasten zählten bei der Premiere viele junge Amerikaner aus dem Badischen. Das zehnte Sandbahnrennen, das Vorsitzender Heinz Hochlehnert 1967 eröffnete, war das erste mit internationaler Besetzung mit Fahrern aus fünf Ländern. Mitglieder und Freunde hatten allein 500 Kubikmeter Schotter und Steine sowie viele Wagen Sand angefahren, um die Bahn in den Kurven besser und damit „schneller” zu machen.
1972 wurde die Bahn jedoch erstmals einem Fahrer zum Verhängnis. Das Seitenwagengespann mit den Deutschen Meistern J. Stein / K. Bornträger überschlug sich und beide Fahrer wurden rechts und links auf die Seite geschleudert. Ein nachfolgender Fahrer konnte nicht mehr ausweichen. Stein erlitt tödliche Verletzungen. Bis heute, so der aktuelle Vereinschef Gensinger, habe es nur noch einen weiteren tödlichen Unfall gegeben.
1973 sorgten wiederum Amerikaner für Aufsehen auf dem Pachtgelände des MSC, den „40 Morgen” der Gemeinde. Das „3. British Rock Meeting” mit 16 amerikanischen und britischen Bands war angesagt und 30.000 Plakate warben für das Konzert in Altrip. Nachdem 1971 rund 25.000 Fans auf die Speyerer Halbinsel und 1972 nahezu 70.000 Pop-Jünger auf die Insel Grün bei Germersheim gekommen waren, befürchteten die Altriper, dass ihr Dorf „plattgemacht” würde, zumal die Rocklegenden von Pink Floyd kommen sollten. Unter damals "mysteriösen" Umständen hatte dann aber die Frankfurter Agentur „Mama Concert” die Veranstaltung abgesagt. Und Altrip atmete auf.
Das Rennen 1981 durchbrach erstmals die Zehntausender-Zuschauergrenze. Und 1994 machte wiederum eine amerikanische Gründung, nämlich der Motorradclub „Bones” auf die Altriper Sandbahn mit der „German Bike Week” aufmerksam. Wer erinnerte sich da nicht an den legendären Gründer Larry Coleman und an „Easy Rider”? Schon ein Jahr später kamen zum Bikertreffen 10.000 Motorradfans, um den Drahtseil-Artisten Charly Wittmann zu sehen, der hoch oben quer über die Ovalbahn mit dem Motorrad fuhr, und den Bungee-Springer Jürgen Meyer, der von einem 60-Meter-Turm in die Tiefe sprang. Auch als Kulisse für den Film „Silberdisteln”, in dem ein Altenpfleger seinem Hobby als Speedwayfahrer nachgeht, diente das „Altriper Ei” schon mal.
Doch letztlich geht es immer wieder um die begehrte Trophäe, den „Goldenen Römer von AItrip”. Obwohl die Bahn die 1000-Meter-Norm für die Ausrichtung von Weltmeisterschaften nicht erfüllt, trifft sich hier doch gern die Weltelite zum Kräftemessen.