Die protestantische Kirchengemeinde Altrip, die auf eine über 450-jährige Geschichte zurückblickt, erlebte auch dramatische Ereignisse. So berichtet der Neustadter Chronist Friedrich Jacob Dochnahl im Jahre 1867 über einen Vorgang, der sich 1732 zugetragen hat und den er der Schrift „Katholisch ist gut sterben...” entnommen hatte.
Die Schrift erschien drei Jahre nach dem geschilderten Ereignis. Danach wurden zwei reformierte Bürgerstöchter inhaftiert, weil bei jeder ein totes Kind gefunden worden sei. In diesem Zusammenhang kam es zur Verhaftung des einzigen reformierten Schulmeisters in Altrip, der ins Neustadter Gefängnis am Markttor gebracht wurde. Er war verheiratet, hatte einen Sohn von acht Jahren und ein nur wenige Monate altes Bübchen. Sein Vater war Prädicant und predigte den reformierten Glauben. Der zweite Altriper war ein 36-jähriger Gemeinsmann, der ebenfalls verheiratet und reformiert war und dessen Kinder vier, sechs und neun Jahre alt waren. Dessen Großvater war einst Schultheiß (heute: Bürgermeister) der Rheingemeinde. Die beiden Altriper wurden beschuldigt, die beiden Mädchen geschwängert und die Kinder getötet zu haben.
Die Bürgerstöchter und die zwei Altriper wurden „des Lasters gegen die Natur” angeklagt. Kaum wurde die Religion der Altriper Deliquenten bekannt, versammelten sich viele reformierte Glaubensbrüder auf dem Schulhof, weil sie vermuteten, dass die Gefangenen vor ihrer Hinrichtung zum katholischen Glauben bekehrt würden.
Die Reformierten sangen fromme Lieder und riefen den Inhaftierten zu, dass sie keine Schande über die Reformierten bringen, sondern ihrem Glauben treu bleiben sollten. Bei ihren häufigen Besuchen gelang es jedoch den katholischen Priestern laut Chronist „diese Gefangenen katholisch zu machen”. Große Unruhe gab es, als den Gefangenen das Sanctissimum, nämlich die Hostie, gebracht wurde.
Beide Altriper wurden am 25. Januar 1732 mit dem Schwert hingerichtet und anschließend verbrannt. Ihre Asche wurde in den Speyerbach gestreut, „mit ungemeiner Zerknirschung aller Anwesenden, und sonderlichem Trost der Catholischen, daß der barmherzigste Gott diese zwey zuvor in denen Reformierten Irrthumen geborne und erzogene arme Sünder zu Erkanntnuß und Annehmung des allein seligmachenden Römisch-Catholischen Glaubens (...) zu sich in die ewige Freud und Seligkeit berufen und aufgenommen”, wie Dochnahl schreibt.
Das achtjährige Söhnchen des einen Altripers wurde vom Schultheiß nach Neustadt gebracht, damit es nach dem angeblichen Willen des Hingerichteten von den Jesuiten in der katholischen Lehre erzogen werde. Das Kleinkind blieb bei der Mutter und verstarb alsbald. Den beiden Mädchen wurde am 1. Februar 1732 auf dem Marktplatz das Urteil verkündet, ehe sie vor das letzte Hambacher Tor unter dem Viehberg geführt wurden. In Standhaftigkeit und „außerordentlichen Andacht”, so der Schreiber, wurden beide ebenfalls durch das Schwert enthauptet.
Bei der Mutter bedurfte es „leider vier unglücklich geführten Streichen”, um sie vom Leben in den Tod zu bringen. Der Chronist vermerkt hierzu: „Es war ein offentlicher Triumph der wahren Kirch Jesu Christi, die über die Irrthumen und Ketzerey offentlich obsieget hat.”
In Altrip wirkte zu jener Zeit der reformierte Pfarrer Friedrich Amadeus Deßloch, der es in dem rund 250-Seelendorf auf 50 Amtsjahre brachte sowie der katholische Schultheiß Jakob Hennemann, der mit 33 Amtsjahren bisher der Gemeinde am längsten diente. Beide hatten aber wohl keine Probleme miteinander.