Kopfweiden spielen in der Märchen- und Sagenwelt eine große Rolle. So sollen etwa die Seelen von ertrunkenen Kindern in ihnen wohnen und in ihren Höhlen Elfen und Nixen hausen. Als Weichholzgewächs fühlt sich die Weide im Überschwemmungsgebiet des Rheines, etwa in den Naturschutzgebieten „Horreninsel” und „Prinz-Karl-Wörth” in Altrip so richtig wohl.
Die Weide taucht auch in der Kunst und Literatur auf. Im Gedicht vom „Erlkönig” von Johann Wolfgang von Goethe erschrickt sich der Knabe beim Anblick der alten Weiden zu Tode. Vincent van Gogh war so fasziniert, dass er gleich mehrere Kopfweiden malte. Die besondere Form des Baumes entsteht nur durch eine „pflegliche Verstümmelung” durch den Menschen. In einer Höhe von eineinhalb oder zwei Metern wurden früher entlang des Rheines und der Altrheine die jungen Weiden „geköpft”.
Durch den regelmäßigen Rückschnitt wurde der Stamm immer dicker und am Kopf trieben büschelweise neue Äste aus. Bei der Rheinbegradigung nach Plänen von Oberst und Oberwasser- und Straßenbaudirektor Johann Gottfried Tulla wurden im 19. Jahrhundert, so auch 1865 bis 1874 bei Altrip, die Kopfweiden als Baumaterial eingesetzt. Die leicht biegsamen Gerten oder Ruten wurden für die Grünverbauung des Stromes mittels sogenannter Faschinen verwendet.
Im Frühjahr zeigte sich an den Schnittstellen der Austrieb und im Winter wurde „geerntet”. Die biegsamen Äste waren früher als Zaun- und Flechtmaterial bei den Korbmachern sehr beliebt. Mit den Weidenruten wurden auch Weinstöcke angebunden. Reisigpakete wurden für den Backofen geschnürt und dicke Äste waren wegen ihres geringen Gewichts ideal für die Herstellung von Holzschuhen. Als Holzschuhmaterial mussten die Äste aber gut 15 Jahre alt sein. Kopfweiden sind zudem eine Art Arche Noah für die Tierwelt, denn in ihnen bilden sich Hohlräume. Diese Höhlen sind ein regelrechtes Refugium für Dutzende von Käferarten und Insekten, insbesondere bei Weiden mit einem dicken Stamm und einer fortgeschrittenen Holzzersetzung.
Auf den Kopfweiden gedeihen viele Pflanzen, die nur so als „Untermieter” die Hochwasserstände überleben. Durch Wind, Vogelkot und Ameisen werden die Köpfe der Weiden mit Sämlingen „gedüngt”. Neben Moosen, Flechten und vielen Holzpilzarten finden sich dort selbst Früchte tragende Pflanzen, so etwa auch Brombeer- und Himbeersträuche oder auch Holunder. Viele Vögel, wie Rotschwanz, Feldsperling und Meisen, fühlen sich ebenfalls in den Kopfweiden wohl.
Nach einem Schnitt sieht die Spitze der Weide nahezu kahl aus. Doch ist das sogenannte „Schneiteln” der Bäume notwendig, sonst würden sie zu hoch wachsen, kopflastig werden und schon bald, etwa bei einem Herbststurm, auseinanderbrechen.
In der Hausmedizin hatte die Weidenrinde schon bei unseren Altvorderen ihren festen Platz, da aus ihr ein schmerzstillender Tee gewonnen werden konnte. Heute wissen wir, dass die Weidenrinde als pflanzliches Schmerzmittel dienen kann, da sie Salicin enthält, also eine natürliche Vorstufe des Aspirins, das ähnlich wirkt wie Acetylsalicylsäure.
Heutzutage werden Kopfweiden nur noch selten wirtschaftlich genutzt und sind nahezu aus dem Landschaftsbild verschwunden. Naturschutzorganisationen bemühen sich um den Erhalt - wegen ihres Werts für die Tierwelt und als Zeugen einer alten Wirtschaftsform.