Gegen Bombenangriffe geschützt

Altrip gehörte zum Ende des 2. Weltkrieges zu den besonders gefährdeten Orten. 1944 gab es an über 240 Tagen Fliegeralarm und an über 50 Tagen fielen auch Bomben auf Mannheim, wobei oft auch Altrip eine Ladung abbekam. Schon seit 1934 gab es einen örtlich organisierten Luftschutz, und nach einer Reihe schwerer Zerstörungen durch alliierte Bomber, im Parteijargon Terrorangriffe genannt, wurden auch die letzten Dachspeicher entrümpelt, um Brandbomben die Nahrung zu entziehen.

Unter den Dachziegeln durfte nichts Brennbares mehr lagern. Das so genannte Gerümpel kam auf den Schuttabladeplatz. Viele alte Gegenstände, Zeitungen, Bücher und Kleinmöbel gingen so für die Heimatforscher von heute verloren. Die Dachböden, so auch in allen öffentlichen Gebäuden und den gemeindeeigenen Häusern, wurden durch ein Mainzer Spezialunternehmen einer Flammschutzbehandlung unterzogen. Eimer mit Sand und Wasser sowie Feuerklatschen und Luftschutzhandspritzen mussten auf den Speichern oder den Aufgängen deponiert werden. An Hausfassaden wurden in weißer Farbe die Buchstaben „LSR” zur Kenntlichmachung von Luftschutzräumen angebracht und weiße Ringe als Hinweise für die Löschtrupps auf Hydranten.

Noch stärker als zuvor wurde auf Verdunklungsmaßnahmen geachtet. Um feindlichen Flugzeugen die Orientierung zu erschweren, wurden an allen Fenstern lichtundurchlässige Vorhänge angebracht. Der Altriper Sattler und Polsterer Karl Lemmert, der normalerweise in größerer Anzahl Schonerdecken anfertige, musste nun Luftschutzrollos herstellen. Und Malermeister Erhard Teller kam gar nicht schnell genug mit dem Schildermalen nach. So pinselte er gleich 35 Hinweisschilder „Lösch- und Trinkwasser”, 20 Schilder „Saugstelle”, aber auch solche wie „Achtung Tiefflieger”, „auf sechs Kilometer keine Fliegerdeckung” oder „Panzerwarnstelle”.

Der Beauftragte der örtlichen Luftschutzwarnanlage, der langjährige Kommunalpolitiker, Bürgermeisterstellvertreter und Orts-Samenhändler Ludwig Hört, und der Altriper Luftschutzleiter, Karl Heinrich Hauk, dachten an so ziemlich alles. Auch drei öffentliche Latrinen wurden ausgewiesen. Die Kontrollen durch die Selbstschutzkräfte wurden verschärft. Autos, Motorräder und Fahrräder mussten mit schwarzen Scheinwerfermasken versehen sein, durch deren rechteckige Schlitze nur ein spärliches Licht auf die Straße fallen durfte. Natürlich blieben auch die Straßen während des Kriegs unbeleuchtet. In die Zimmerlampen mussten zudem Verdunklungsbirnen eingesetzt werden, und der Gebrauch der Volksgasmaske musste geübt werden.

Vor die LSR-Kellerfenster wurden starke Betonklötze angebracht, etwa im Hof der Ludwigschule. Dies war wichtig, um im Falle einer Verschüttung die dahinter liegenden Luftschutzräume zu erkennen. In Altrip gab es neben dem Fabrikbunker auf dem Gelände der Ziegelei Baumann und den Schulkellern auch etliche Splitterbunker in Litfaßsäulen-Art sowie Privatbunker. So schuf sich der Farb- und Fußbodenwachshersteller Heinrich Weber in der Maxstraße mit etwa 400 Sack Zement einen Schutzraum für etwa zehn Personen. 

(W. Schneider | 2004)
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