Grundstein für katholische Kirche gelegt

Anfang November 1954 legten die Altriper Katholiken den Grundstein für eine neue Kirche. Ihr altes Gotteshaus, das den Stürmen der Zeit standhalten sollte, war schon nach zwölf Jahren im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Bei einem Fliegerangriff kurz vor Weihnachten 1943 war die Kirche St. Peter und Paul in Schutt und Asche gelegt worden.

Domkapitular Alfred Scheller (vorne Mitte) legte mit Pfarrer Gottfried Knecht den Grundstein.Domkapitular Alfred Scheller (vorne Mitte) legte mit Pfarrer Gottfried Knecht den Grundstein.

Eingesetzt hat sich für den Neubau vor allem Domkapitular Alfred Scheller, der bereits als Pfarrer von Waldsee und Altrip 1931 die Grundsteinlegung der ersten Kirche feiern konnte. Bis zu jenem Sonntag 1954 musste er allerdings einen sehr steinigen Weg gehen. So schuf er einen Kirchenbau-Sammelverein, schrieb 1927 einen Bettelbrief an alle Gemeinden des Bistums, damit den Altriper Brüdern und Schwestern - zumeist arme Fabrikleute - aus „größter Seelennot” mit einem eigenen Gotteshaus geholfen werde. In diesem Bettelbrief wies Scheller darauf hin, dass die Katholiken in Altrip einst eine dem heiligen Petrus geweihte Kirche hatten, die ihnen allerdings in der Reformationszeit verloren ging. Die neue Kirche sollte wie im Mittelalter ein Doppelpatronat haben: Sankt Peter und Sankt Paul.

Um sein Vorhaben voranzutreiben, warb Scheller im Bistumsblatt „Der christliche Pilger” für eine Wanderung von Haus zu Haus, um den Bettelsack für die „armen Altriper Katholiken” zu schultern. 1930 gelang es ihm gar, nach einer Oberhirtlichen Ausschreibung, die Kreiskollekte an Pfingstsonntag für den Altriper Kirchenbau zu gewinnen, wobei er die „lieben Herren Confrater” um empfehlende Kanzelworte bat. In einem mit „Notschrei” titulierten Rundbrief reimte Scheller: „Sei zum Geben stets bereit! Miss nicht kärglich deine Gaben! Denn in deinem letzten Kleid wirst du keine Taschen haben.” Begleitend ließ er von Kaplan Ludwig Flörchinger eine Geschichte der christlichen Geschichte des Dorfes Altrip zusammentragen.

Neben finanziellen Schwierigkeiten beim Kirchenbau gab es auch technische Probleme. Wegen der schlechten Bodenverhältnisse drohte der Bau im Morast zu versinken und musste auf eine Eisenbeton-Pfahlkonstruktion gestützt werden. Und schon Monate vor der Grundsteinlegung hatte eine Altriper Ziegelei mit Sitz in Mannheim Schadensersatz für einen vermeintlichen Vertragsbruch geltend gemacht, nachdem für die Kirche Buntklinkersteine von auswärts bezogen wurden.

Daneben wurde der rührige Pfarrer noch von ganz anderer Seite geplagt. So sprach etwa bereits wenige Tage nach der Grundsteinlegung am 7. Juni 1931 der „Zentralverband christlicher Fabrik- und Transportarbeiter Deutschlands” die Erwartung aus, dass beim Kirchenbau nur solche Altriper Arbeitslose eingestellt werden sollten, welche „auf unserem Boden stehen”. Dabei spielte neben der Religionszugehörigkeit die Mitgliedschaft im Kirchenbau-Sammelverein, in einem Arbeiterverein oder dem katholischen Kirchenchor eine Rolle. Doch Pfarrer und Bauleiter hatten schließlich auch auf die fachliche Eignung zu achten.

Trotz aller Probleme zog Pfarrer Scheller sein Projekt durch und durfte dann 1954 wieder zur Kelle greifen, um nach Verlesung der Urkunde durch den damaligen Pfarrer Gottfried Knecht aus Waldsee die Rolle in den Grundstein einzumauern. Zuvor hatte der Altriper Kirchenchor die Vertreter der Geistlichkeit und Bürgermeister Philipp Hermann Hook mit einem Lied begrüßt und ein kleines Mädchen sowie der Sankt Georgs-Ritter Norbert Hauk aus Altrip Worte des Willkommens gesprochen. Architekt Ludwig Ihm aus Speyer stellte den Baukörper vor, der zeittypisch einfach nach dem Vorbild der St. Bernhards-Kirche in Speyer entworfen worden war mit einer Taufkapelle im Turm.

Für damals rund 500 Altriper Katholiken waren 228 Sitzplätze im Kirchenschiff, weitere 50 auf der Empore sowie 150 Stehplätze geschaffen worden. Mittlerweile zählt die katholische Kirchengemeinde weit mehr Köpfe, und der Platz in der Kirche reicht immer noch...

(W. Schneider | 2004)
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