An der Großwiesenstraße, der Hochwasserstraße am Kiefweiher, steht das 1955 fertiggestellte Schöpfwerk Altrip. Es ersetzte damals das erst 20 Jahre zuvor rund 600 Meter weiter nördlich errichtete Pumpwerk. Am 29. Juli 1955 feierte das neue Schöpfwerk Richtfest.
Bereits 1949 kam die „Genossenschaft zur Entwässerung der Rheinniederung in den Steuergemeinden Altrip, Neuhofen und Rheingönheim” zur Erkenntnis, dass von dem in der Nähe des Rehbaches stehenden Werk beim Betrieb während eines Hochwassers die Gefahr einer Unterspülung des Rheindammes ausgehen könne. Ende November 1954 begannen deshalb die Arbeiten für das neue Schöpfwerk. Allein 30.000 Kubikmeter Erde mussten bewegt werden, denn es galt, einen 400 Meter langen und bis zu fünf Meter tiefen Zuleitungsgraben zum Neuhofener Altrhein zu schaffen, auf dem auch Spezialschiffe für die Kiesausbeute in den Altrhein fahren konnten.
Der Pumpenkeller des neuen Schöpfwerks ruhte auf sieben Betonpfählen, und das 16 Meter lange, acht Meter hohe und sechs Meter breite Gebäude wurde mit einer Elektro- und einer Dieselpumpe ausgerüstet. Im Gegensatz zum alten Schöpfwerk gab es diesmal auch eine Wohnung für den Pumpenwärter Franz Schneider, der im Ort auch als aktiver Karnevalist und Rot-Kreuzler bekannt war. Mit Hilfe einer relativ neuen Technik wurden Rohre unter der über zehn Meter breiten Hochwasserstraße hydraulisch durch den Damm gepresst. Durch diese Rohre wurde das von den Pumpen abgesaugte Wasser aus dem Altrhein in den Rhein befördert und dadurch die Niederung vor zu starker Feuchtigkeit oder Überflutung bewahrt.
Ganz ohne Ärger ging die Verlegung des Schöpfwerks aber damals nicht über die Bühne: Die Grundstückseigentümer, die zwangsweise der Entwässerungsgenossenschaft angehörten, unterstellten, dass die Verlegung nur auf Wunsch zweier Kiesausbeuteunternehmen erfolgt sei und außerdem die Gemeinde durch die Kiesverpachtung im Altrhein den großen Reibach mache, während die „Genossen” nur zahlen dürften. In der Tat war der damalige Bürgermeister Vorsteher der Genossenschaft, die Gemeinde gab allerdings lediglich einen Zuschuss von etwas mehr als einem Prozent. Sogar die Deutsche Bundespost gab doppelt so viel wie die Gemeinde als Postabfindung. Trotz hoher Landes- und Bundeszuschüsse sowie weiterer Zuschuss- und Kreditgeber, blieben über 22 Prozent aller Kosten an den Grundstückseigentümern hängen.
Trotz der Kontroversen bei der Finanzierung wohnten beim Richtfest viele Altriper der feierlichen Zeremonie bei. Bürgermeister Philipp Hermann Hook würdigte das Schöpfwerk als „Sperr-Fort gegen Hochwasser” und meinte, dass sich die Investitionen schon in naher Zukunft auch für die Landwirte lohnen würden. Hook verlas dazu exemplarisch einige Bauberichte, in denen täglich auch das Wetter, die Pegelstände des Rheins und des Altrheins sowie die angefallenen Pumpstunden festgehalten waren.
Doch schon 20 Jahre danach, damals war der Grundwasserspiegel stark abgesunken, wurde das Schöpfwerk nicht mehr benutzt. Der damalige Wasser- und Bodenverband Altrip, als Nachfolger der Entwässerungsgenosssenschaft, wurde offiziell aufgelöst. Obwohl nach dem Bau der Staustufen am Oberlauf des Rheins eine gegenläufige Entwicklung der Grundwasserstände einsetzte, wurde der Bau danach jahtzehntelang nicht mehr planmäßig eingesetzt oder gewartet.