Niedrige und hohe Wasserstände gehören zur natürlichen Dynamik unserer Rheinstromlandschaft. Schon seit Urzeiten haben die Menschen die Gunst der Lage am Rhein genutzt und auch in hochwassergefährdeten Gebieten gesiedelt. So war der Rhein über Jahrhunderte hinweg die Lebensgrundlage der Altriper Fischer.
An günstiger Stelle gelegen befand sich hier auch ein wichtiger Rheinübergang. Der Rhein diente als Transportweg für die Backsteinschiffer und die hier gemeldeten Binnenschiffer. Die Menschen lernten mit den häufigen Überschwemmungen sowie mit Zeiten von Niedrigwasser und Eisgang zu leben. Doch die großen Hochwasser führten auch zu katastrophalen Zerstörungen.
1342 etwa gab es eine solch verheerende Hochwasserkatastrophe, wie wir sie uns heute überhaupt nicht vorstellen können. Die damaligen Wasserstände am Rhein übertrafen die Hochwasser von 1993 und 1995 um mindestens zwei Meter.
Heute drohen uns Gefahren aus der Überbauung im natürlichen Überschwemmungsgebiet des Rheins, durch Flächenversiegelung, durch nicht dem Standort angepasste Bewirtschaftungsformen in der Land- und Forstwirtschaft, dem naturfernen Ausbau der Gewässer und der Bachauen sowie dem unbestrittenen Einfluss durch den Klimawandel.
Langanhaltende Niederschläge verbunden mit Schneeschmelze lassen den Rhein oft binnen weniger Stunden stark anschwellen, insbesondere seit dem Ende des Ausbaus der 10 Staustufen am Oberrhein (1977). Mit Deicherhöhungen, Deichertüchtigungen und Deichrückverlegungen und Poldern, mit der Wiederanbindung von Altrheinen an die Rheindynamik, einer Extensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Rheinaue sowie der Renaturierung von Überschwemmungsgebieten im Rheineinzugsgebiet wird versucht die Hochwasserschäden in Grenzen zu halten.
Der Rhein hat daher für viele Rheinanlieger zunächst einmal etwas Bedrohliches und seine Auen stehen für Überschwemmungen, Sümpfe, Brennnesseln und in manchen Jahren auch für Schnaken. Er ist aber auch ein Stück Heimat und Verkehrsweg, bietet Abenteuer und Erholung. Die Entwicklung vieler Städte, wie Ludwigshafen und Mannheim, sind ohne ihn ebenso wenig vorstellbar, wie die Geschichte des einstigen Fischer- und Schifferdorfes Altrip.
Durch die Klimaveränderung sind immer häufiger Hochwasser- und Niedrigwasserzeiten zu beobachten. Ein Indiz hierfür sind auch die Dürreperioden. Im 20. Jahrhundert gab es nur einen Dürresommer (1947), vor 1730 dagegen alle 12-15 Jahre und nach 1730 nur alle 50 Jahre.
Nun aber häufen sich gerade in den letzten Jahren wieder die langen heißen Sommer. Hätte der Wasserbauingenieur Max Honsell nicht vor und nach dem Ersten Weltkrieg dem Rhein ein sogenanntes Niedrigwasserbett gegraben, so müsste die Schifffahrt sehr häufig wegen eines zu niedrigen Wasserstand eingestellt werden.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts gab es auch Jahrhunderte lang häufige Vergletscherungen des Rheins und Temperaturen von unter 20 Grad Minus waren keine Seltenheit. Die winterliche Witterung hielt zum Teil 4-6 Monate an. Sogar Vieh erfror in den Ställen und vereinzelt auch Menschen in ihren Betten, so kalt war es in manchen Jahren.
Hunger war ein ständiger Begleiter der hiesigen Bewohner. Neben Hoch- und Niedrigwasser und extremen Sommer- und Wintertemperaturen machten den Menschen auch noch Unwetter und Schädlinge die Ernte zunichte.