Not lehrt beten – ein Spruch oder eine Erfahrung, die damals gültig war. In den Stellungnahmen an die Obrigkeit schilderten nach dem Deutschen beziehungsweise nach dem Großen Krieg Pfarrer und Schulleute Verwüstungen und Elend ihrer Gemeinden. Sie wollten helfen und halfen auch, denn der Kurfürst von der Pfalz, Karl Ludwig, gilt als der Wiedererbauer unsere Landschaft, die sich von Zweibrücken bis Heidelberg erstreckte. In seiner Regierungszeit von 1648 bis 1680 konnte er durch umsichtige Politik, durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und durch gezielte Ansiedelung von Handwerkern und Bauern die Schäden an Haus und Hof beheben.
Dennoch ging er sehr vorsichtig ans Werk, verfügte er doch, dass nur behutsam seine Domänengebäude wieder errichtet werden sollten, denn diese seiner Herrschaft unterstehenden Gebäude seien es doch, die als erste wieder den Flammen kriegerischer Soldaten zum Opfer fallen würden. Recht sollte er behalten, denn nicht einmal zehn Jahre nach seinem Tod verwüstete der französische General Melac im Pfälzischen Erbfolgekrieg die Pfalz.
Eine erste Quelle aus dieser Zeit, oftmals im Krieg vergraben, sind die Kirchenbücher, die Eintragungen über Personen, über Geburt und Tod, Eheschließung und besondere Vorkommnisse im Dorf enthalten. Pfarrer und Schulmeister, doch auch der Glöckner waren damals „Geschichtsschreiber“, denn sie mussten regelmäßig der Obrigkeit melden, was sich im Dorf ereignet hatte.
So ist überliefert, was der 27 Jahre alte Pfarrer Christoph Cleymann am 30. Juli 1693 aus Neustadt, wohin er geflohen war, über die letzten Jahrzehnte von Böhl und Iggelheim aufgeschrieben hat: „Meine 25 Morgen Äcker und ein Morgen Wingert sind ganz ruiniert… Im verflossenen Quartal habe ich nichts an ständigen Zinsen bekommen… Der Höchste wird uns doch bald den lieben und lange gewünschten Frieden bescheren!“
Pfarrer Friedrich Amadeus Dessloch, der für Altrip, Rehhütte und Neuhofen zuständig war, schrieb im selben Jahr: „Vor dem Kriege in Altrip 37, in Neuhofen sieben und auf der Rehhütte drei Familien… Am Pfarrplatz zu Altrip nur ein Grasgarten von einem Morgen, in Neuhofen keine Pfarrgüter… Was das Pfarrhaus betrifft, sind zwar vom Domkapitel in Speyer alle Materialien beschafft, ist aber nicht gebaut worden.“
Aus Mutterstadt berichtete Pfarrer Philipp Jakob Salatte, dass in den letzten Kriegen die Pfarrhäuser in Ruchheim, Mutterstadt, Dannstadt zerstört wurden: „Zur Pfarrei Mutterstadt gehören 80 Morgen Äcker, sieben Morgen Wiesen, die dürren Wiesen genannt, Holzrecht und frieer Viehtrieb. Zur Pfarrei Dannstadt gehören 24 Morgen Äcker, fünf Morgen dürre Wiesen, ein Viertel Morgen Wingert. Alle Äcker und Wiesen liegen seit dem Krieg öd und wüst.“ Der Pfarrer könne sich nicht in seinem Dorf aufhalten, es gebe kein Pfarrhaus, nur Ruinen und unbewohnte Häuser.
Aufgrund der Belästigungen durch die Husaren sei er nach Neustadt geflüchtet und halte aber jeden Samstag in Mutterstadt Gottesdienst. Außerdem mache er gewissenhaft nach Vorschrift Krankenbesuche und erteile Unterricht und Sakramente. „Ich habe noch keine Besoldung empfangen. Es steht mir noch aus das Jahr 1688, 1689 und das 1. Quartal vom 90. Jahr.“ Außerdem macht er die Obrigkeit darauf aufmerksam, dass wegen der liebenswerten und hervorragenden Jugend ein Schulmeister von Nöten sei.
Pfarrer Salatte musste noch bis 1697 warten, bis endlich zu Ryswick die Kriegsparteien Frieden schlossen. Doch wenige Jahre später, 1701 bis 1714 verwüstete der Spanische Erbfolgekrieg wieder das Land.