Den Namen hat der Verein im Laufe der Zeit schon gewechselt, aber dem organisierten Frohsinn widmet er sich nun schon seit 75 Jahren: Die Altriper „Wasserhinkle“ feiern ihren runden Geburtstag unter anderem mit einer Ausstellung im Bürgerhaus „Alta ripa“. Ab Samstag können dort schmucke Gardeuniformen und Orden, aber auch alte Dokumente und Fotos bestaunt werden.
Es war in einer Zeit, in der Spott und Ironie leicht gefährlich werden konnten: Im Jahr 1937 gründete eine weinfrohe Herrenrunde im „Weinhaus Schneider“ den Fasnachtsverein „Castell“. Der Wirt übernahm die Kassengeschäfte. Und gleich zwei Altbürgermeister, Adam Schneider IV. und Adam Jacob, erklärten sich als Beiräte bereit, fortan dem Frohsinn zu frönen.
Der Name „Castell“ fiel dem Altbürgermeister Jacob ein, der damit auf das römische Kastell „Alta ripa“ hinweisen wollte. Von ihm stammen auch das fünfstrophige Vereinslied „Wo des Rheines Wellen schlagen an den Strand“ sowie das damalige Vereinsmotto „Immer froh und heiter“. Da zu jener Zeit alle Vereine politisch „gleichgeschaltet“ sein mussten, setzte die NSDAP den Kaufmann Heinrich Beysel als „Vereinsführer“ ein. Auf parteiamtliches Wohlwollen stieß die Tatsache, dass sich der Verein generell der Brauchtumspflege verschrieb.
Adam Jacob wusste später von regelrechten Gratwanderungen zu berichten. So etwa beim Schriftwechsel. „Mit närrischem Gruß: Heil Hitler!“, zu schreiben, konnte schon als zu zweideutig ausgelegt werden. Und wer sich als Narr gar dazu verstieg, auf „Heil Hitler“ mit „Heil Du ihn doch“ zu antworten, war reif für das Konzentrationslager. Also begnügte man sich in der „braunen Zeit“ mit Geschichten von der „Rhoischnoog, dem elendischen Lumpenvieh“, und allerlei unverdächtigem Lokalkolorit.
Beliebt waren 1938 und 1939 vor allem die großen Masken- und Lumpenbälle sowie die Herren- und Damen-Fremdensitzungen. Nach kriegsbedingter Unterbrechung kam es 1950 zur Wiedergründung, wobei der Vereinsname in „Kastell“ umgewandelt wurde. Nun kamen auch verstärkt Frauen zum Zug. Hilde Balzert und Liesel Benkert wurden als „Nachtigallen“ bekannt und bekamen die hohe karnevalistische Auszeichnung „Goldener Löwe“.
1954 gab sich der Verein einen neuen Namen. Die Idee dazu wird wiederum Altbürgermeister Adam Jacob zugeschrieben. Seine Begründung soll gewesen sein, dass viele Karnevalsvereine den Uznamen der Dorfbewohner übernommen hätten. Doch sei der geschichtlichen Wahrheit wegen angemerkt, dass „Wasserhinkel“ einst die Neuhofener meinte. Und da es die Narren mit der Narretei oft todernst nehmen, verfügte der Präsident der Kampagne 1961/62, Werner Oster, dass nach Altriper Dialekt der Vereinsname richtigerweise „Wasserhinkle“ heißen müsse. Dabei ist es in den vergangenen 50 Jahren dann auch geblieben.
In seiner Jubiläumsausstellung zeigt der Verein neben vielen Requisiten auch Zeitungsausschnitte, Dokumente und Fotos, die belegen, dass die „Wasserhinkle“ nicht nur karnevalistisch aktiv sind. So fanden zwischen 1971 und 1998 alljährlich im August dreitägige Waldparkfeste statt, und auch an Sommertags-Umzügen beteiligte sich der Verein.
Zu den Besonderheiten des Vereins gehört auch, dass 1976/77 mit Monique I. eine Französin aus Altrippe in Lothringen zusammen mit Peter I. ein Prinzenpaar bildete – drei Jahre, bevor es zur offiziellen Partnerschaft zwischen beiden Gemeinden kam. Seit 1980 bestehen gar Kontakte zum Windhoeker Karnevalsverein (WIKA) in Namibia, mit gegenseitigen Besuchen und jährlichem Austausch von Orden und Kampagnenbroschüren.
Altriper Ansprechpartner in Windhoek ist Bernd Orth, der, ausgestattet mit dem hiesigen „Goldenen Löwen“, seit Jahrzehnten in Afrika lebt. 1980 kam von dort „Heinz der Schnupfer“, alias Heinz Krumrey, Sohn der Altriper Buchhändlerin Emmy Ritthaler zu Besuch, um die Freundschaft zu dokumentieren. In Windhoek gibt es auch ein Fastnachtsmuseum, bestückt mit dem Ornat eines Altriper Elferrates, einer Prinzengardeuniform und allerlei Orden.
Einen Anflug vom „Karneval in Rio“ bieten die Altriper im Jubeljahr mit Jenifer II., einer gebürtigen Brasilianerin mit dem bürgerlichen Namen Witthöft Dos Santos. Besonders stolz sind die „Wasserhinkle“ auch, dass sie 1966 als erster Karnevalsverein des Landkreises in den „Großen Rat“ der Ludwigshafener Karnevalsvereine aufgenommen wurden. Und Wilma Schütze, Trägerin des „Goldenen Löwen mit Brillanten“, erhielt gar wegen ihrer Verdienste um die Fasnacht die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz.
Der Verein verfügt über eine Küken-, Jugend-, Junioren- und Seniorengarde sowie über ein Männerballett, über „Närrische Hausfrauen“, eine Schautanzgruppe und mit Nasseria und Scarlett über zwei ausgezeichnete Tanzmariechen. Der Ehrenpräsident Lorenz Schäfer, der ein privates Fasnachtsmuseum besitzt, wird für die Ausstellung Exponate zur Verfügung stellen. Verraten werden darf auch, dass der Vorsitzende Carsten Piatek und Präsident Karl-Heinz Halbhuber alle früheren Prinzessinnen zum „Ball der Prinzessin“ der nächsten Kampagne einladen werden.