Altbürgermeister Michael Marx feiert 95. Geburtstag

Altrips Altbürgermeister Michael Marx feiert heute seinen 95. Geburtstag. Der Jubilar ist gesundheitlich fit und immer noch viel unterwegs - bis tief in die Nacht. Für Schachturniere fährt er mit seinem alten Mercedes quer durch die Pfalz. Und auch in der Dunkelheit lenkt er den Wagen sicher in seine Heimatgemeinde zurück. 

Michael Marx war das Glück nicht gerade in die Wiege gelegt worden. Sein Vater fiel bereits vor seiner Geburt 1917 in der Schlacht in Flandern. Seine Mutter sparte sich für ihr einziges Kind das Essen vom Munde ab, um ihm den Besuch der Oberrealschule in Mannheim zu ermöglichen. Anschließend begann er eine Lehre bei der Steuer-Einnehmerei (Kasse) in seinem Geburtsort Altrip. Als Jugendlicher spielte er Geige und liebte Jazz.

„In der Altriper Goggelskapelle spielte ich bei Vereinsbällen und Dorffesten mit, und als Schlagzeuger konnte ich mir ein schönes Taschengeld verdienen“, schwärmt Marx noch heute. Schon in jungen Jahren pflegte er das Schachspiel. Mittlerweile ist er der älteste vereinsmäßig organisierte Schachspieler der Pfalz. An den Schachabenden spielt er oft bis gegen Mitternacht, bis er sich mit seinem alten Mercedes auf den Heimweg macht.

Das Schachspielen und der frühe berufliche Umgang mit Finanzen kamen seiner politischen Laufbahn zugute. Als Erster Beigeordneter seiner Gemeinde mit eigenem Ressort setzte der Sozialdemokrat zwischen 1960 und 1967 bereits Akzente, auf die er anschließend in einer zwölfjährigen Amtszeit als Bürgermeister aufbauen konnte. „Zu Beginn meiner Amtszeit hatte die Gemeinde ein Vermögen von sechs Millionen und am Ende von 16 Millionen Mark“, berichtet er stolz.

Doch es wurde nicht nur Geld gehortet. In seiner Amtszeit investierte die Gemeinde große Summen in den Straßen- und Kanalbau, den Bau einer Leichenhalle und Friedhofskapelle, einer Festhalle im Waldpark und in die Ertüchtigung des Wasserwerks. „Und vor allem“, merkt Marx an, „durfte ich an meinem 55. Geburtstag die Albert-Schweitzer-Schule nebst Turnhalle einweihen. Damit war auf einen Schlag die Schulraumnot in Altrip beendet.“ Für Jugend, Vereine und Senioren brachte er noch die Auftragsvergabe für das Reginozentrum auf den Weg.

Möglich war das alles durch die Erschließung großer Baugebiete, der Einschulung der Hauptschüler in Ludwigshafen, was der Gemeinde viel Geld ersparte, und den Bau eines Überleitungskanals nach Ludwigshafen mit Anschluss an die BASF-Großkläranlage. 

Fast ein Husarenstück war der Verkauf des eigenen Elektrizitätswerkes für drei Millionen Mark an die Pfalzwerke, bei dem Marx zwei Millionen bei der Käuferin „stehen“ ließ, um fortan Zinsen und Konzessionsabgabe zu kassieren. Und als Geschäftsführer der Rheinfähre Altrip GmbH erreichte er, dass der Gesellschaftsanteil der Gemeinde von 40 auf 20 Prozent halbiert wurde und sie so auch einen kleineren Anteil an den damaligen Verlusten übernehmen musste. 

Doch viele Verdienste des Jubilars lassen sich nicht in Mark und Pfennig ausdrücken. So gelang es Marx 1969, sowohl eine Eingemeindung nach Ludwigshafen als auch einen Zusammenschluss zu einer Verbandsgemeinde mit Otterstadt, Waldsee und Neuhofen abzuwehren - auch wenn nun, mehr als 40 Jahre später, die Sache wieder anders aussieht.

Gegen eine geplante Kiesausbeute der Horreninsel mobilisierte er erfolgreich die Bevölkerung. So konnte er das Vorhaben abwehren. Die Horreninsel wurde bald danach sogar unter Naturschutz gestellt. Er war acht Jahre Kreistagsmitglied und brachte es gar als bisher einziger Altriper Bürgermeister zum Minister. „Allerdings nur bei der Karnevalgesellschaft ,Wasserhinkle‘“, erklärt Marx mit einem Schmunzeln. Viele Jahre lang stand er auch dem größten Verein der Rheingemeinde, dem Turn- und Sportverein 1906, vor. Und er war Gründungsmitglied der DLRG sowie Förderer vieler Vereine.

Was ihm besonders in Erinnerung geblieben ist? „Ein Höhepunkt meiner Amtszeit war sicher die 1600-Jahrfeier der Gemeinde 1969 mit der Herausgabe des Buches ,Altrip – Portrait eines Dorfes‘“. Und auch an seine letzte Amtshandlung erinnert sich der Altbürgermeister noch: den Abschluss der Gemeindepartnerschaft im Mai 1979 mit Altrippe in Lothringen. „Seither bin ich Ehrenpräsident des dortigen Bergwerksvereins, worauf ich besonders stolz bin.“ Stark getroffen hat ihn 2001 der Tod seiner zwei Jahre jüngeren Frau, seiner geliebten Trudel. Michael Marx, der früher stark polarisieren konnte, hat mittlerweile mit allen Altripern seinen Frieden geschlossen - und sie mit ihm. Wie in den meisten Jahren, wird er seinen Geburtstag in Menzenschwand im Schwarzwald verbringen.  

(Wolfgang Schneider | 2012)
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