Vor über hundert Jahren, als der Rheinstrom von Tulla noch nicht begradigt war, war Altrip von drei Seiten vom Rhein umgeben und bildete somit eine Rheinhalbinsel. Die linksrheinischen Verkehrsverbindungen waren nicht die besten, und im pfälzischen Hinterland waren keine größeren Städte, denen man den reichen Fischsegen des Rheines verkaufen konnte.
So blieb den Altriper Fischern nur der Mannheimer Markt für den Absatz der leckeren Fische. Hier konnte man die Fischer schon an ihrer Kleidung erkennen. Sie trugen einen reichfaltigen, schweren Mantel, den sie sich malerisch umgehängt hatten, dazu hatten sie den Dreispitz oder einen breitkrempigen zerdrückten Hut auf dem Kopf. Ihre Fische trugen Sie in der „Fisch-Hamme" auf den Schultern. Groß und breitbeinig standen sie da, und die Mannheimer Hausfrauen sahen sie schon im Marktgewimmel aus der Menge wegen ihrer reckenhaften Gestalt herausragen.
Die Preise waren mäßig, die Fische gut, so dass die Altriper Fischer immer bald ihre Fische abgesetzt hatten.
Mit der gefüllten Geldkatze im Hosensack, der leeren Hamme über der Schulter sah man sie dann die Auslagen der Geschäfte besichtigen und Einkäufe machen. Bevor sie aber ihr sauer verdientes Geld ausgaben, überlegten sie lange, wo sie ihre Einkäufe am billigsten machen konnten.
Stand da eines Tages ein Altriper Fischer in seiner malerischen Tracht vor dem Schaufenster des Konditors Prechter am Fruchtmarkt. Prechter war nicht nur ein guter Konditor, sondern auch ein Künstler im Modellieren. Er hatte in seinem Schaufenster außer dem Kuchen und den Torten auch seine Modellierarbeiten ausgestellt. Lange beschaute der Fischer die Modellstücke, und Prechter sah ihn vom Laden aus vor der Scheibe stehen, nahm Bleistift und Papier und zeichnete ihn. In seiner Modellwerkstatt, deren Erzeugnisse in der ganzen Umgebung berühmt waren, fertigte Prechter die Figur des Altriper Fischers, die prächtig gelungen war.
Bald stand sie im Schaufenster Prechters, und jedermann erkannte sofort den Altriper Fischer, da das Abbild so gut zu erkennen war. Alle freuten sich über das neue Werk Prechters. Lange stand die Figur in seinem Schaufenster. Seitdem kauften die Mannheimer noch mal so gerne bei den Altriper Fischern.