Über das Gründungsjahr der Feuerwehr Altrip finden wir in den Unterlagen des gemeindlichen Archivs widersprüchliche Angaben. So ist es auch zu erklären, dass die Wehr im Jahre 1927 ihr 50-jähriges Bestehen, aber ihr 80-jähriges Bestehen erst im Jahre 1959 feierte. Das Gründungsjahr 1879 wurde damals angenommen, weil zu dieser Zeit die erste "Feuerlöschordnung" der Gemeinde Altrip in Kraft trat. Am 13. Mai 1903 schrieb der damalige Kommandant und spätere Bürgermeister Ignatz Baumann an das Bürgermeisteramt, dass er anl. des in Altrip stattfindenden Bezirksfeuerwehrtages einen kleinen Vortrag über die Feuerwehr und die "von der Gemeinde für die Feuerwehr aufgebrachten Gelder sowie der von der Gemeinde gewährten Unterstützungen für Feuerlöschzwecke" halten will. In diesem Zusammenhang will er auch von der Gemeinde wissen, "an welchem Tag und unter welchen Umständen die Gründung vor 25 Jahren stattgefunden hat". Die Antwort der Gemeinde ist nicht bekannt. Nach intensivem Studium der vorhandenen Unterlagen kam die Wehrleitung im Jahre 1975, wie die Wehr 1927 zu dem Schluss, dass das Jahr 1877 als Gründungsjahr anzunehmen ist. Die Mannschaftslisten im Feuerwehr-Protokollbuch sind laufend bis dahin zurückzuverfolgen und aus der Zeit stammt ein Rechnungsbeleg über die Anschaffung der ersten Uniformen. Die Pflicht der Einwohner, in Brandfällen Hilfe zu leisten, ist jedoch wesentlich älter. Im Altriper Gerichtsprotokoll vom 16. März 1748 steht unter anderem:
"... es wird Schultheiß und Gericht hiermit anbefohlen, dass in hiesiger Gemeinde eine Feuerbütte und 2 Hacken sollen angeschafft, auch die Feuerspritze wieder repariert und unterhalten werden. Ingleichen soll sich jeder Bürger einen Feuereimer anschaffen und in seinem Haus unterhalten, und falls nach Verfließen eines halben Jahres bei vorzunehmender Visitation Manquenz, sollte derjenige mit ein Taler Strafe angegriffen werden.
Womit also dieser Hauptgerichtstag sich geendigt, zuvorderst ist aber zu Feuerläufern bestellt und verpflichtet worden Jost Hartmann aus Rheingönheim, Wilhelm Schwitzgöbel aus Neuhofen. Im nächsten Jahr werden zwei Feuerläufer bestimmt und übrigens bleibt es bei der vorigen Jahr festgestellten Feuerordnung und werden sämtliche Bürger zur Anschaffung der Eimer noch mal ernstlich erinnert."
Nach dem handgeschriebenen Spritzenbuch von Carl Metz, dem ersten "Fabrikant für Lösch- und Rettungsgerätschaften" wurde an die Gemeinde Altrip schon im Jahre 1861 eine Landspritze ausgeliefert. Die aus dem Jahre 1867 stammende Namensliste führt einen Spritzenmeister, einen Schlauchführer, zwei Feuerreiter, zwei Feuerläufer sowie 24 Pumper auf.
Damals mussten alle Männer des Dorfes beim Brand dem Spritzenmeister helfen, der im Jahre 1867 Jakob Kirsch hieß. Auch wurde am 2. Oktober 1868 von der Münchner-Aachener Mobiliar-Feuer-Versicherungsgesellschaft, Hauptagentur für die Pfalz in Neustadt a. d. Haardt, als Geschenk eine zweirädrige Druckfeuerspritze im Wert von 110 Thalern unter den aus der weiteren Beilage ersichtlichen Bedingungen, die aber nicht bekannt sind, übergeben. Zur gleichen Zeit wurde der Gemeinde Altrip wegen "Überhandnehmens der Feuersbrünste" die Errichtung einer Feuerwehr empfohlen. Dies hatte der Gemeinderat jedoch abgelehnt. Erst im Jahre 1877 kam es zur Gründung der Altriper Feuerwehr. 60 Männer bildeten die erste Feuerwehr von Altrip. Am 7. Februar 1879 verlangte die Aufsichtsbehörde, dass eine Beschlussfassung über die Feuerlöschordnung und über die Beschaffung von Armaturen herbeigeführt wird. Anschließend wurde Tuch für 60 Feuerwehrröcke gekauft, die von Schneidermeister Herchen angefertigt wurden. Außerdem wurden noch 60 Helme und 20 m Hanfschlauch erworben.
Der erste Kommandant war vermutlich Jakob Schneider X. Am 8. Oktober 1880 wurde dann vom königlichen Bezirksamt Speyer die Wahl des Jakob Hofacker II. bestätigt. Schon einige Monate später, am 22. Januar 1881 bestätigte das königliche Bezirksamt Speyer "die Wahl des Jakob Schneider X. als Commandant der Feuerwehr an Stelle des ausgewanderten Jakob Hofacker II und das Bürgermeisteramt committiert, ihn zu verpflichten." Im Protokollbuch der Feuerwehr steht aber im Jahre 1891, dass für den zurückgetretenen Jakob Hofacker Ignatz Baumann gewählt wurde. Ob Jakob Hofacker II zurückkehrte oder ob es sich hier um einen anderen Jakob Hofacker handelte, konnte nicht festgestellt werden.
Ignatz Baumann wird Kommandant
Am 19. April 1891 wurde in der Hauptversammlung Ignatz Baumann zu einem von fünf Vertrauensmänner gewählt. Diese wiederum schlugen Ignatz Baumann zum Kommandanten vor. Baumann, Ziegeleibesitzer und Heimatforscher, legte sofort ein neues Beschlussbuch für die Sitzungen der Feuerwehr an, aus dem dann sehr viele Daten entnommen werden konnten. So hat er dem Bürgermeisteramt am 5. Juli 1891 mitgeteilt, dass anläßlich einer Nachtübung nur eine Fuhre Wasser kam.
"Die Fuhrleute, welche zur Beifuhr von Wasser verpflichtet waren, haben an dem markierten Brandplatz als Zuschauer gestanden. Er bittet die Fuhrwerksbesitzer auf die §§ 5 und 9 der distriktpolizeilichen Feuerlöschordnung aufmerksam machen zu lassen. Im Übrigen wäre es auch im Interesse der Sache zu wünschen, dass die Gemeinde einen Vertreter an den Übungsplatz sende."
Es wurde auch Wert auf besondere Erkennungszeichen gelegt. So teilte der Feuerwehrverband am 23. Mai 1893 den Feuerwehren, die Helmbüsche hatten, mit, daß der Kommandant weiße, der Adjutant schwarze und die Abteilungsführer rote Helmbüsche zu tragen hatten. Im Jahre 1895 wurde die Feuerlöschordnung dergestalt geändert, dass nur noch alle fünf Jahre, im Monat April, unter dem Vorsitz des Bürgermeisters durch die Feuerwehrmannschaft fünf Vertrauensmänner zu wählen sind, die dann den Kommandanten bestimmen.
Die Feuerwehr wurde jährlich anläßlich einer Übung durch das königl. Bezirksamt inspiziert. Hier der Bericht aus dem Jahre 1895:
Haupt- und Schlußübung am Sonntag, den 13. Oktober, morgens 7 Uhr. Antreten pünktlich. Übung gut durchgeführt, Mannschaft arbeitet ruhig & sicher, Signale lassen noch zu wünschen übrig, wollen aber den Winter über noch geübt werden. Geräte und Spritzenhaus in gutem Zustand. Vermißt werden Schlauch, Hacken, Fackeln, welch letztere auf dem Gemeindehaus sein sollen, es wurde angedeutet, daß solche im Spritzenhaus sein müssen, was von dem anwesenden Bürgermeister und Kommandanten anerkannt wurde.
1897 stellte die Firma Kurtz aus Stuttgart für einen Wasserzubringer nebst Zubehör 1766 Mark in Rechnung. Um 1900 wurde vom Kreisfeuerwehrverband angeregt, im Haushalt der Gemeinden alljährlich eine entsprechende Summe zur Erhaltung und Erneuerung des Löschparkes einzustellen. Im Jahre 1902 regte der Kommandant Baumann die Bildung einer Hilfsmannschaft bei Bränden an, da "bei dem Brand am 26. Juni letzthin ausgebrochenen Schadenfeuer bei Peter Hook Wwt. und bei früheren Bränden am Tage, hat es sich gezeigt, daß von den Feuerwehrpflichtigen der größte Teil nicht anwesend sein konnte, weil dieselben in Arbeit waren und keine Kenntnis von den Bränden hatten." Daraufhin beschloss das Bürgermeisteramt am 14. April 1903, eine Feuerwehrhilfsmannschaft zu bilden, welche nach gehöriger Instruktion nur bei Brandfällen auszurücken hat. 18 Altriper Bürger gehörten dieser Mannschaft an. Nach dem Jahresbericht der Wehr wurden am 31.März 1904 insgesamt 138 Feuerwehrmänner gezählt.
Im Jahre 1905 wurde Ignatz Baumann von Konrad Schweikert als Kommandant abgelöst, der jedoch nur ein Jahr im Amt war. Von 1906 bis 1910 kommandierte dann Valentin Schweikert die Feuerwehr. Der ehemalige Kommandant Ignatz Baumann erhielt im Namen seiner Majestät des Königs das Feuerwehrehrenzeichen, insbesondere auch als Kommandant der werkseigenen Feuerwehr der Firma Baumann, Ziegelei und Kiesbaggerei, Altrip. 1910 wurde Karl August Schneider zum Kommandanten von den Feuerwehrmännern gewählt. Er blieb bis zum Jahre 1942 in Amt und Würden, nur unterbrochen durch seine Kriegsdienstzeit. Im Jahre 1912 erhielt der Zementierer Philipp Lemmert anl. der Feuerwehr-Bezirks-Versammlung in Böhl das Ehrendiplom für 15-jährige Dienstzeit. Der Jahresbericht 1912 des Kommandanten verzeichnete 144 Mann bei der Feuerwehr, 1 Brandfall, 2 Unfälle, 14 Verwaltungs-ratssitzungen, die Inspektion durch den Bezirksvorstand Johann, sowie 2 Haupt-, 6 Spezial- und drei Nachtübungen. Nach Ausbruch des 1. Weltkrieges am 1. August 1914 waren von insgesamt 168 Feuerwehrmänner 130 eingerückt oder verzogen, darunter auch der Kommandant Karl August Schneider.