Die Altriper wussten spätestens am 20. März 1945, als die schwere Flak an der Straße nach Rheingönheim ihre Stellung verließ und sich über die Fähre ins Rechtsrheinische absetzte, dass die Front immer näher rückte. Über den Volksempfänger erfuhren sie schon geraume Zeit nichts mehr, denn die Stromzufuhr war unterbrochen, und auch Zeitungen gab es keine mehr.
Von Rheingönheim kommend wurden schon tagelang, insbesondere nachts, regelrechte Elendszüge von Ostarbeitern und Ostarbeiterinnen über die Fähre ins Reichsinnere getrieben. Trotz pausenlosem Übersetzverkehr könnte die Fähre die Menschenmassen nicht bewältigen. Viele nutzten daher die Gelegenheit, um sich in den Auwäldern zu verstecken, bis ihre Rettung kam. Auch in Altrip gab es über 10o Fremdarbeiter. Vor den Toren des Dorfs, aus Richtung Waldsee, gab es ein Lager für Polinnen und Russinnen, in dem auch Kinder zur Welt kamen, deren Schicksal nie geklärt wurde.
In der Nacht auf den 22. März versenkte ein Pionierkommando der Wehrmacht die Fähre, und die Altriper saßen in der Falle. Tags darauf griffen beherzte junge Frauen in das Geschehen ein. Katharina und Hedwig Baumann, Elisabeth Wenz, Mathilde Schön, Elma Knauber sowie Eleonore Hört zersägten mit Baumsägen die Panzersperren, trotz Drohungen eines Wehrmachtsoffiziers. Die zwei Altriper Volkssturmkompanien hatten ohnehin zur Verteidigung nur sieben Gewehre und 153 Patronen.
Am Samstag, 24. März, es war ein sonniger Frühlingstag, war der damals 15jährige Karl-Heinz Schneider mit seinem Fahrrad auf der Hochwasserstraße unterwegs, als er in der Nähe des heutigen Schöpfwerks am Kiefweiher die ersten drei Panzer sah.
Obwohl der Junge ohne Schwierigkeiten Wehrmachtsangehörige sah, die sich im Schilf versteckten, wunderte er sich, dass die höher sitzenden Amerikaner sie nicht entdeckten. Auch Ria Schumann und Ellen Knauber waren mit Gießkanne und Eimer in Richtung Rheingönheim unterwegs. Und obwohl sie in Höhe des Hauses Fink an der Bezirksstraße schon die Amerikaner sahen, gingen sie noch auf Beutezug zum zerstörten Ausweichlager der I.G. Farben am „Weißen Häus'l", um dort „Stearin" (für Kerzen) zu organisieren. Die allgemeinen Kriegswirren nutzte an diesem Tag auch ein Altriper Landwirt, um sich mit 26 Sack Kunstdünger einzudecken. Obwohl er später den Dünger bezahlte, wurde er zu einer Geldstrafe verklagt.
Am späten Vormittag des 24. März besetzten die Amerikaner nahezu manövermäßig das Dorf.
Die Spähwagen, Panzer sowie die Infanterie kamen zunächst durch das Werksgelände Baumann und Kief und schließlich über die Speyerer Straße in den Ort. Nirgends zeigten sich weiße Fahnen. Kein Schuss fiel.
Das Rathaus wurde besetzt und im „Rheintal" die Ortskommandantur eingerichtet. GIs verteilten Kaugummi und Schokolade an neugierige Kinder.
Doch am Mittag bellte die Flak in Rheinau auf. Drei Männer und eine Musiklehrerin erlitten tödliche Verletzungen, etliche Bewohner wurden verwundet. Bis zur Besetzung des Südens von Mannheim wiederholten sich in den nächsten Tagen, just zur Ausgehzeit der Altriper, die Flak-Attacken.