Heutzutage sind pflegeleichte Fußböden mit Laminat, Fliesen, Parkett oder Kunststoff eine Selbstverständlichkeit. Doch viele hochbetagte Bürger erinnern sich noch heute lebhaft an die Zeiten, wo fast überall Holzfußböden üblich waren.
So war im Jahr 1929 der Bedarf der Haushalte an gelbem und weißem Fußbodenwachs, an flüssigem Bohnerwachs im Glas oder von Fußbodenbeize in der Dose groß. Zum Reinigen benutzte die geplagte Hausfrau Terpentin-Ersatz, den halben Liter zu vierzig Pfennig. Doppelt gekochtes Leinöl und Boden-Öle waren ebenso gefragt wie Fußbodenlacke und Cremefarben mit und ohne Leim. Die Lack- und Ölrückstände wurden vor dem nächsten „Bodenanstrich” mit großen Packs von Stahlspänen, mal abwechselnd unter dem rechten und linken Fuß, in einer schweißtreibenden Arbeit entfernt.
In Altrip eröffnete daher 1929 Heinrich Weber eine „Handlung für Lacke und Farben”. Zuvor deckten sich die Altriper entsprechend in Rheingönheim und Neckarau ein. Weber hatte zuvor beim Spezialbetrieb für Fußbodenlacke, Jakob Bitterich in Mannheim, gearbeitet und tüftelte schon bald an einer eigenen Produktion. Dazu waren allerdings auch größere Räumlichkeiten notwendig. Im Jahre 1942 war es dann endlich so weit und nach dem Krieg konnte der „Bitterich”, wie er in Anspielung auf seinen früheren Arbeitgeber genannt wurde, mit einer eigenen chemischen Fabrik Fußbodenpflegemittel herstellen.
Eine Spezialität von ihm war die „Fußboden-Glanz-Farbe mit Leim”, die zum Nachpolieren mit einem Blocker (schwerer Bodenbesen) gedacht war und die auch nass überwischt werden konnte. Als Markenzeichen wählte Weber den Mariendom zu Speyer und bewarb seine Produkte mit der Marke „Domschatz”.
Die Domschatz-Artikel wurden im gesamten Bundesgebiet vertrieben und schon bald reklamierte ein Kölner Unternehmen den Markennamen für sich. Nach einem Rechtsstreit warb Weber so dann mit „Kronschatz”. Doch der Dom als Piktogramm und der Hinweis „nur echt mit dem Domzeichen” blieb erhalten. Die Altriper flachsten: „Ob Domschatz oder Kronschatz – Weber hat den größten Bodenschatz!”
Sogar in Kinos warb er für seine Produkte, wobei er geschickterweise noch ein Automobil der Marke Buick ablichten ließ, um damit den Anschein eines Großunternehmens zu suggerieren. Weber selbst fuhr auch einen Buick, allerdings einen umgebauten Kastenwagen. Mit einem kleinen Stab von zuverlässigen Frauen und Männern produzierte er „Schuhwichs” (Schuhcreme), „Anti-Ruß” zum Entrußen der Ofenrohre der Kohle- und Ölöfen und zuletzt das Fußbodenwachs „W 60” in Beuteln.
Mit einer speziell konstruierten Abfüllanlage legte er zwischen der Umhüllung und dem eigentlichen Wachsbeutel gar noch Werbematerial, wie Nachbestellkarten, ein. Mit der Verbreitung von Stragula und Linoleum als Bodenbelag wurde der Alltag der Hausfrauen leichter und Weber sah sich nach einer anderen Marktlücke um.
Mit Hilfe seines Sohnes Heini konstruierte er einen Automaten zur Herstellung von Styropor-Blumentöpfen und -kästen. Diese Artikel erwiesen sich ab 1965 als regelrechte „Renner” und die Produktion lief so perfekt, dass sich der Tüftler oft ins Wohnzimmer setzen konnte, während im Betrieb alles automatisch lief.
Eine große Hilfe fand er auch in seinem Schwiegersohn Rolf Brosius und folgerichtig bot er schon bald zu den Blumenkästen auch die entsprechende Erde mit an. Doch das Herz von Heinrich Weber, der 1998 mit 88 Jahren verstarb, hing zeitlebens besonders an seiner Fußbodenfarbe – dem „Domschatz” und dem „Kronschatz”.