(Straßen-)Namen sind Schall und Rauch

Straßenumbenennungen wurden früher zumeist durch eine Ortserweiterung oder durch eine andere Straßenführung notwendig. So wurde etwa aus der Altriper „Unnergass“ (die Straße lag stromabwärts) die Römerstraße und aus der „Owwergass“ (die Straße lag stromauf) die Ludwigstraße. Aus der späteren „Dammgass“ wurde die Rheinstraße und aus dem „Kappesweg“, der hinter der Ludwig- und Römerstraße an den Krautgärten (wo „Kappes“ angepflanzt wurde) entlangführte, wurde die Maxstraße.

Im Zuge der Dorferweiterung wurde aus einem Teil der „Großen Schloßgasse“ der Anfang der Wilhelmstrasse und es gab eine Oberjagen-Straße, die heutige Luisenstraße (Teilstück zwischen Schiller- und Rheingönheimer Straße). Aus der „Neuen Friedhofstraße“ wurde später die Friedhofstraße, dann die General-Hartmann-Straße und schließlich ab 14. Juni 1945 die Beethovenstraße.

Zum gleichen Zeitpunkt wurden aus politischen Gründen noch folgende Straßen umbenannt: Die Ferdinand-Wiesmann-Straße in Engelsstraße, die Franz-Hellinger-Straße in Lessingstraße und die Von der Tann-Straße in Goethestraße.

Infolge der fortschreitenden Erweiterung von Altrip mussten Teilstücke von Straßen anderweitig zugeordnet werden, so wurde etwa ein Teilstück der Goethestraße der Dalbergstraße zugeschlagen oder die Kath. Kirche, die einst (1931) in der Friedrichstrasse 2a stand, war sodann in der Parkstraße.

Am 10. Juni 1949 wurde aus dem Groschenweg die Straße „Am Horren“ und 1966 wurde auf Antrag der Firma „Marx-Erben“ die Straße „Im Schleim“ in Ziegeleistraße umbenannt. Auf Antrag der Bewohner des „Hintendrobenweges“ erfolgte eine Umbenennung in Mozartstraße.

Daneben gab es auch noch volkstümliche Straßenbezeichnungen. Die „Privatstraße“ mit einem einzigen Anwesen, nämlich der Villa Baumann, hieß im Volksmund „Baumann-Straße“. Dort gab es auch nur eine einzige Hausnummer, nämlich die Nummer 1. Und die Besitzer waren in der Tat lange Zeit die Nummer Eins in Altrip, sowohl als Arbeitgeber (Ziegelei, Kiesbaggerei, Landwirtschaft,) als auch in der Ortspolitik (die „Baumänner“ stellten allein drei Bürgermeister) bis hin als Inhaber der Gemeindejagd.

(Der Karl-Marx-Platz im Jahr 1938. Sein Name lautete damals ... Der Karl-Marx-Platz im Jahr 1938. Sein Name lautete damals ... Grün-) Anlage wechselte in kurzer Zeit oft den Namen

Der Gemeinderat entschied am 29. September 1911 auf eine Anfrage des Königlichen Bezirksamts, ob der Weg nach Speyer den Charakter eines öffentlichen Weges habe, positiv. Der Platz am Speyerer Weg, auf dem mehrere Gärten angelegt waren, wurde allgemein Speyerer Platz genannt. Am 14. Januar 1927 beschloss der Gemeinderat auf Antrag des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold und des SPD-Ortsvereins Altrip den als Anlage vorgesehenen Platz an der Speyerer Straße zu Ehren des ersten Reichspräsidenten „Friedrich-Ebert-Platz“ zu benennen.

Am 2. Februar 1933 wurde gar die Errichtung eines Ebert-Denkmals auf dem Friedrich-Ebert-Platz mit nur einer Gegenstimme beschlossen; allerdings musste die SPD diesen Antrag am 24. März 1933 wieder zurückziehen. Die Gärten konnten daher weiterhin bleiben.

Auf Antrag der NSDAP-Fraktion im Gemeinderat wurde am 11. Mai 1933 der Platz in „Horst-Wessel-Platz“ umbenannt. Unter dem 14. Juni 1945 beschloss der sieben-köpfige Beirat unter Vorsitz des kommissarischen Bürgermeisters Fridolin Braun und seines Stellvertreters Otto Schäfer eine erneute Umbenennung, und zwar in „Karl-Marx-Platz“.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands gab es im Gemeinderat erneut Stimmen, die für eine Umbenennung plädierten. Eine erneute Änderung gab es jedoch nicht. Bis jetzt …

Wolfgang Schneider | 2021
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