Vier Tage vor Weihnachten fallen zwei Sprengbomben in die Altriper St.-Peter-und-Paul-Kirche. Nurmehr eine Ruine bleibt übrig. Es ist ein Großangriff alliierter Luftstreitkräfte auf Mannheim und Ludwigshafen, der am 20. Dezember 1943 auch der Rheingemeinde Zerstörung und Elend beschert. Den Weihnachtsgottesdienst feiern die Katholiken aber trotzdem – in der protestantischen Kirche.
Der Neuhofener Pfarrgehilfe Adolf Steck, der zu dieser Zeit auch die Altriper Pfarrstelle betreut, kommt den Katholiken entgegen und bietet ihnen an, Weihnachten doch die protestantische Dorfkirche zu nutzen. Steck ist dann sogar bei der Christmette dabei. Aber trotz der freundlichen Aufnahme in der anderen trifft der Verlust der eigenen Kirche die katholische Gemeinde doch hart.
Lange hat sie nämlich auf ein eigenes Gotteshaus gewartet. Bei der Pfälzischen Kirchenteilung war ihre Kirche den Protestanten zugeteilt worden. Hintergrund: 1705 wurden alle Kirchen in der Kurpfalz zwischen Reformierten und Katholiken aufgeteilt. Der Teilungsschlüssel ist in der Kurpfälzischen Religionsdeklaration festgelegt. Danach sollte es gut 200 Jahre dauern, bis sich in Altrip wieder etwas in Sachen katholischer Kirchenbau tat.
Unter großen Opfern bilden die Katholiken einen finanziellen Grundstock. Der wird jedoch durch die Inflation des Jahres 1923 vernichtet. 1928 gründen die Gläubigen einen „Kirchenbausammelverein Altrip“. Und drei Jahre später, am 18. Oktober 1931, ist es so weit: Eine den Apostelfürsten Petrus und Paulus sowie dem Heiligen Petrus Canisius als zweitem Patron gewidmete Kirche wird von Bischof Ludwig Sebastian geweiht.
Die Kirche steht wegen der Nähe zum Rhein auf einer Eisenbeton-Pfahlkonstruktion, ist 23 Meter lang, zwölf Meter breit und besitzt einen Turm nach Art eines italienischen Campanile, der es auf eine Höhe von 18 Metern bringt. Der Klinkerbau hat neben einem Hauptschiff mit Hochaltar ein niedrigeres Seitenschiff mit einem Nebenaltar. Unter den zehn buntverglasten schmalen Fenstern im Langhaus und Chor sind besonders die zwei Fensterbilder mit den beiden Schutzpatronen bemerkenswert, die dem Altar als Schmuckstücke des Chors beigegeben sind.
Bei der Weihe des Gotteshauses wird das Bauwerk des Architekten Kuld aus Mannheim sehr gelobt. Wunsch der Gemeinde ist, dass es „die Stürme der Jahrhunderte siegreich überstehen“ soll. Hoch- und Druckwasser sowie Stürme hätte die Kirche auch sicher überstanden. Doch schon nach zwölf Jahren fällt sie menschlichem Wahn zum Opfer. Es ist 19.05 Uhr, als am 20. Dezember die Luftschutzsirenen heulen und die Altriper in die Schutzräume getrieben werden.
Als um 21.53 Uhr Entwarnung gegeben wird, kriechen die Dorfbewohner wieder aus ihren unfreiwilligen Verliesen. Obgleich es stockfinstere Nacht ist, verbreitet sich doch alsbald die Kunde, dass die schöne katholische Kirche, die etwas abseits des bebauten Ortsgebiets zwischen dem Wasserwerk und einem privaten Wohnhaus steht, zerstört ist. Am nächsten Tag ist fast das ganze Dorf auf den Beinen, um die „Stätte der Zerstörung“ zu besichtigen.
Lediglich ein Teil der Apsis mit der Kreuzigungsgruppe ragt noch ruinenhaft empor. In mühe- und gefahrvoller Arbeit gelingt es dem Rektor der Kirche, Pater Marianus Führer aus dem Minoritenkloster in Oggersheim, sowie Pfarrer Gottfried Knecht aus Waldsee, einige wertvolle Gegenstände zu retten. Auch das Allerheiligste kann geborgen und nach Waldsee gebracht werden. Die Kirche aber, auf der noch hohe Schulden liegen, bietet ein Bild des Jammers.
Trotz der ständigen Gefahr durch einfliegende alliierte Bomber besucht bereits im Januar 1944 Bischof Joseph Wendel die Ruine und verständigt sich mit dem Kreisbauamt darüber, den Sakristeiraum für gottesdienstliche Zwecke herzurichten. Und schon bald brennt in dieser Notkirche wieder das „ewige Licht“. Doch bis die Altriper Katholiken wieder in einem neuen Gotteshaus beten können, wird es noch bis zum 11. Dezember 1955 dauern.