Als im September 1792 die französischen Revolutionsscharen unter General Custine die Pfalz überfluteten, erhofften sich die Franzosen eine größere Begeisterung der Bevölkerung für die Befreiung aus der Unterdrückung. Die Menschen hatten jedoch bald festgestellt, dass ihnen die im Banner der Revolutionäre getragenen Schlagworte wie "Freiheit, Gleichheit und Bruderliebe" nicht entgegengebracht wurden. Statt dessen beutete man die Bevölkerung, oft auch durch Plünderungen, völlig aus. Dies schon schlimm genug, kam die Einwohnerschaft durch das mehrmalige Hin und Her von Freund und Feind in arge Bedrängnis. Beide forderten Fourage für die Soldaten und deren Pferde.
Schon 1792 hatten die Franzosen hier die Wachthäuser demoliert. Im folgenden Jahr setzten diese die einheimischen Handwerker wieder instand. Die Kriegskosten der Gemeinde belaufen sich 1793 aber nur auf 104 fl 17 xr.
Die bisherigen herrschaftlichen Angaben wie Schatzungsgeld die Beeth und der nach Neustadt zu liefernde Salmen fielen zwar weg, dafür erhob man nun die Kontributionen (Kriegsgelder), später Grund- und Personalsteuern und kurze Zeit auch Fenstersteuer.
Leider sind aus den Jahren 1794 und 1795 keine Gemeinderechnungen mehr vorhanden. Vermutlich hat man in dieser turbulenten Zeit überhaupt keine geführt. Aus ihnen hätte man viele Ereignisse ablesen können.
Aus der Gemeinderechnung 1796 erfährt man, dass die Gemeinde 2000 fl aufgenommen hatte, um die von den Bürgern geleisteten Beiträge zum Brandschatzungsgeld zurückzuzahlen.
Die Franzosen hatten nämlich vom Oberamt Neustadt, zu dem auch Altrip gehörte, im Januar 1794 eine Brandschatzung in Höhe von 4 Millionen Gulden, 10.000 Hemden, 10.000 Paar Schuhen und ebensoviel Röcke und Hosen gefordert.
Diesen Betrag und die zu liefernden Gegenstände legte das Oberamt auf die Gemeinden um. Wie hoch der Altriper Anteil war, ist leider nicht bekannt. Zieht man als Vergleich die Gemeinde Gimmeldingen heran, die gerade viermal so viele Einwohner wie Altrip hatte, so könnte die Forderung an Altrip wie folgt gelautet haben:
- 13.435 Gulden Brandschatzungsgeld
- 168 Hemden
- 84 Paar Schuhe
- 84 Hosen und
- 84 Röcke oder Überröcke
1797 hatte die Gemeinde von jeder Haushaltung 10 Sous, das waren für 70 Haushalte 35 Livres oder 16 Gulden 3 Kreuzer an das Bureau de Worms zu zahlen.
Gleichzeitig schickte man einen Kammerboten auf Execution, der die rückständigen Schatzungsgelder 1793 einfordern sollte, die aber nach Abzug eines Frostschaden-Nachlasses abgerechnet waren.
Aber trotz Drangsal und Not in der Gemeinde scheint der 1. April 1798 ein besonderer Festtag gewesen zu sein. Die Republik und natürlich die Altriper feierten die Freiheit. Dazu hatte man allerhand Vorbereitungen getroffen. Bei Simon Heydschuch in Speyer kaufte man für 30 Gulden Wein, die Freiheitsfahne erwarb man für 8 Gulden und 15 Kreuzer. Den Freiheitsbaum beschaffte die Gemeinde in Waldsee, wo bei Abholung desselben die Beteiligten beim dortigen Engelwirt Conrad Zickgraf für 2 Gulden 40 Kreuzer verzehrten.
Der Baum wurde mit einem Seil aufgerichtet. Für das Lösen des Seiles, wobei Michael Lemmert der Junge hochkletterte, erhielt dieser 30 Kreuzer.
Selbstverständlich spielten zum Fest auch Musikanten auf, die mit 2 Gulden 45 Kreuzer bezahlt wurden, wie der damalige Maire Jacob Lemmert dem Einnehmer Nikolaus Hook quittierte. Für 2 Gulden 12 Kreuzer konnte die bürgerliche Reiterei von Rheingönheim, die vermutlich den Umzug anführte, ihren Durst stillen. Für die Jugend des Dorfes kamen noch 100 Brezeln zur Verteilung, die Christian Bissinger in Mannheim lieferte und 3 Gulden und 20 Kreuzer berechnete.
Aber mit Brezeln und Wein konnte man den Menschen die Freiheit auch nicht schmackhaft machen. Schließlich mussten sie diese Ausgaben ja auch noch selbst bezahlen.
In den Folgejahren war die Gemeinde bemüht ihre Schulden abzutragen. Außerdem findet man immer wieder Kosten aufgeführt, die auf das französische Militär hinweisen.1798 benötigte die Wacht Öl für ihre Laternen und für 7 "Schiff-Soldaten", die zu der hier vorbeipassierten Schiffbrücke gehörten, musste die Gemeinde die Verpflegung übernehmen. 1799 musste wieder Fourage geliefert werden und bei der Errichtung einer Baracke für hiesige Truppen gingen 3 Holzäxte verloren. Der Karpfenwirt Michael Lemmert berechnete für 2 auf Execution gelegene Soldaten 17 Gulden 8 Kreuzer, die Rest der Kontributionskosten aus dem 6. und 7. Jahr eintreiben sollten.
Auch 1800 benötigte die Militärwacht Öl für ihre Lampen. In diesem Jahr, wie auch in vergangenen, gab die Gemeinde Geld für dreifarbige Bänder (die junge Mädchen als Schärpen beim Nationalfest trugen) und Schießpulver (das junge Burschen während des Umzuges verschossen) aus. 1801 lagen wieder Husaren im Ort. Denen mussten 36 Rationen Hafer, Heu und Stroh beschafft werden. Nach Speyer waren 12 Simmern Hafer abzuliefern. Ein neues "Mairie-Siegel" war notwendig geworden.
Der Einnehmer des Jahres 1801, Michael Hook, muss einen schweren Stand gehabt haben. Beutel und Kassen scheinen erschöpft gewesen zu sein, denn er kam mit der Ablieferung der Steuern in Verzug. 1803 pfändete man ihm deswegen die Möbel. Versteigert wurden sie jedoch nicht, da man wusste, dass er ein "zahlfähiger Bürger" war. Deshalb wählte man ihn 1803 auch wieder zum Einnehmen der Steuern.
Die folgenden Jahre verliefen ruhig, ohne besondere Forderungen an die Gemeinde. Man zahlte 1807 sogar an die Bürger 606 Franc 18 Centimes für Korn- und Weizenlieferungen im Wert von 717 fr 79 c zurück.
1810 tilgte die Gemeinde 800 fr ihrer Schulden.
Unruhe brachte erst wieder das Jahr 1813. Die Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht bei Leipzig Mitte Oktober zwang die Franzosen zum Rückzug. Diese versorgten sich deshalb in den Monaten November und Dezember mit der nötigen Fourage, wie die Naturalien-Rechnung der Altriper Kriegsrechnung zeigt. Die Ablieferungsbilanz sieht so aus: rund 95 Malter Hafer rund 16 Malter Speltz 154,76 Zentner Heu und 314 Zentner Stroh.
Aus den Belegen der "Geld-Rechnung" geht hervor, dass die Franzosen bis zum 7. Dezember 1813 hier lagen, denn der Maire von Altrip (Transier) lieferte zufolge kaiserlichen Befehls dem Herrn Capitain täglich seinen Anteil in Natura, nämlich: vom 16. November bis 7. Dezember, also für 21 Tage = 21 Pfund Fleisch, alle 3 Tage 1 Pfund Butter und täglich Wein, insgesamt 23 "boutaillen (Flaschen), alles zusammen für 17 fl 27 xr.
Am 12. November kauften Valentin Engelhard und Peter Provo für die Gemeinde Altrip bei dem Juden Joseph Gerdon in Böhl einen Ochsen um 12 Louis'dor.
Am 28. November zahlte Michael Hook an Simon Weil in Mutterstadt für einen Ochsen und eine Kuh die Summe von 164 Gulden, inklusive der Transportkosten nach Mainz. Der Maire Transier quittierte auch 14 Gulden für ein an das französische Militär geliefertes Stück Vieh (?).
Jakob Schön kassierte 11 Gulden an Fuhrlohn für eine Weizenlieferung nach Mainz. Mit von der Partie war vermutlich Nikolaus Fischer aus Neuhofen, der für den Weizen in Mainz zu hüten und zu tragen, samt Trinkgeld und Wiegegebühr 6 Gulden und 37 Kreuzer.