Durch diesen Fund erlangen die bisher nicht definierbaren Markierungen im mittleren Bereich der Vorderseite eine ganz neue Bedeutung. Die waagerechte Markierung kann man in zweierlei Hinsicht interpretieren. Da sie rechts angebracht ist, muss die Lösung in diesem Bereich (vorne oder hinten) sein. Außerdem signalisiert der Strich, dass der vergrabene Schlüssel zur Lösung unter der Basis zu suchen ist. Damit das Ganze unauffällig wirkt, hat man den Strich direkt an der Grenze zwischen behauenem und unbehauenem Teil angebracht.
Das Meiselzeichen in der Mitte hat aus der Entfernung Ähnlichkeit mit der dreieckigen Form des Schlüsselsteins. Auch hier hat man versucht, die Lösung durch unfachmännisch wirkende Meiselspuren zu verschleiern. Eine andere Deutung macht meines Erachtens keinen Sinn, da es bei den bisher gefundenen, freistehenden Grenzsteinen nichts Vergleichbares gibt.
Zum Schluss noch ein Wort zur Bestandsaufnahme und Archivierung von historischen Grenzsteinen. Diese Tätigkeit ist von bleibender Bedeutung, da immer mehr Kleindenkmäler aus verschiedenen Gründen verloren gehen. Sie werden zwar durch ein Landesgesetz entsprechend geschützt, aber selbst staatliche Stellen achten bei Baumassnahmen nicht immer auf deren Schutz.
Bei der letzten Deicherhöhung in den Jahren 2004/2005 verschwand der Seckenheimer Grenzstein Nr. 1.
Er war zwar durch Pflugscharen schon beträchtlich beschädigt, aber eine Bergung und Aufstellung mit einer Infotafel (Beispiel Info-Tafel Myriameterstein am Rheindamm, Fotos und Text von mir) hätte den Hochwasserlehrpfad sinnvoll ergänzt. Hoffentlich kann noch geklärt werden, ob der Stein nur zugeschüttet oder abtransportiert und entsorgt wurde.
Sollte der Polder gebaut werden, sehe ich für weitere historische Grenzsteine (u. a. für mehrere Grenzsteine von 1776/1779, den Dreimärker von 1755 an der Grenze Altrip/ Neuhofen/ Waldsee, aus einer römischen Säule gefertigt) eine große Gefahr. Hoffentlich beachtet die SGD-Süd den Denkmalschutz für Kleindenkmäler bei künftigen Baumaßnahmen.
Sollte zu diesem Artikel noch Informationsbedarf bestehen, bin ich gerne bereit, Anfragen an mich oder an den Heimat- und Geschichtsverein zu beantworten.